Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit engagiert sich für Jugendprojekte im Kampf gegen Aids.
Wien. Royaler Glanz bei der 18. internationalen Aids-Konferenz auf dem nüchternen Wiener Messegelände: Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit war nicht nur bei der Eröffnung der Mega-Veranstaltung dabei, sie nimmt heute, Montag, auch an einer der unzähligen Gesprächsrunden teil.
Denn beim netten Aufputz für die Anti-Aids-Kampagne will es die 36-jährige Frau des norwegischen Thronfolgers Haakon nicht belassen. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema HIV und Aids, auch während ihres Studiums der Entwicklungspolitik in London. 2006 wurde sie zur „Botschafterin des guten Willens“ des Aids-Programms der UNO (Unaids) ernannt.
Die „Presse“ hat Mette-Marit während eines Rundgangs durch das Wiener Konferenzgelände getroffen. „Ich setze mich mit dem Thema seit zehn Jahren auseinander. Jetzt sind wir aber an einem Scheideweg angelangt“, sagt die Kronprinzessin. „Es macht sich eine gewisse Müdigkeit bei den Menschen breit.“
Die Zahl der weltweiten Neuinfektionen steige vor allem in der Gruppe der jungen Menschen an. „Junge Leute waren in den vergangenen Jahren wenig im Fokus der Anti-Aids-Initiativen. Das muss sich ändern“, fordert Mette-Marit.
Daher präsentierte sie am Sonntag gemeinsam mit Unaids-Chef Michel Sedibe das neue Netzwerk „Youth Mentorship Hub“. Es soll junge Aktivisten zusammenbringen und ihre Arbeit stärken. „Wenn wir die soziale Komponente dieser Krankheit wirklich verstehen wollen, müssen wir mit jungen Menschen reden und herausfinden, wie wir ihr Verhalten ändern und wie wir ihnen Anerkennung für ihr Wissen entgegenbringen können.“ Ihr gehe es auch darum, Jugendorganisationen eine Stimme zu verleihen.
Reisen in die Ukraine
Neben den Terminen und Reden bei der Aids-Konferenz nahm sich die sympathische Prinzessin auch zum Feiern Zeit. Am Samstagabend war sie Gast bei Bundespräsident Heinz Fischer im Parlament, wo ein Dinner für die „American Foundation for Aids Research“ gegeben wurde, an dem auch der frühere US-Präsident Bill Clinton teilnahm. Das Dessert musste die Gästeschar aber aufgrund der vorverlegten Life-Ball-Eröffnung sausen lassen.
Mette-Marit kennt aber nicht nur die schillernde Seite des Aids-Kampfes. In den vergangenen Jahren hat sie sich in der Ukraine, in Nicaragua und Malawi HIV/Aids-Projekte angesehen. „Es ist fantastisch, welche Arbeit kleine Organisationen für die Gesellschaft leisten“, meint Mette-Marit. Und diese sollten auch mehr Geld bekommen.
„Mein Herzensanliegen“
Ist Aids bei der dreifachen Mutter (mit Prinz Haakon hat sie eine Tochter und einen Sohn, einen Sohn hat sie aus einer früheren Beziehung mit in die Ehe gebracht) im Gespräch mit ihren Kindern ein Thema? „Natürlich. Wie jede Mutter rede ich eine Menge mit meinen Kinder darüber, was ich mache.“ Das Thema sei eines ihrer Herzensanliegen. „Und meine Kinder wissen natürlich, wo ich bin und was ich mache. Daher sind Gespräche über Aids in meiner Familie ganz natürliche Gesprächsthemen.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.07.2010)