Der ehemalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel über die Performance von Sebastian Kurz, die Unterschiede zwischen Türkis-Grün und Schwarz-Grün, wer ihn als EU-Kommissionspräsident verhinderte und warum seine Ungarn-Mission scheiterte.
In Ihrem neuen Buch, einer Autobiografie, heißt es zweideutig: „Der Mensch ist wie er Fußball spielt. Ich entschuldige mich an dieser Stelle bei allen, die ich im Laufe meiner bisherigen 68-jährigen Fußballerkarriere gefoult habe.“ Wen haben Sie denn alles gefoult in Ihrer Politikerkarriere?
Wolfgang Schüssel: Also beim Fußball habe ich schon einige Spuren und Furchen hinterlassen. Die dem Eifer geschuldet waren, nicht der bösen Absicht.
Und politisch?
Wenn Sie in der Spitzenpolitik tätig sind, können Sie es nicht allen recht machen. Sie müssen auch Entscheidungen treffen, die wehtun. Da hat es sicher Verwundungen gegeben. Frühere Freunde, die dann eine Zeit lang auf Distanz gegangen sind. Aber es ist auch wichtig, sich in einer heiklen Situation abschotten zu können. Das Kostbarste, das Sie in der Politik haben, sind Zeit und Energie. Das muss sehr präzise und fokussiert eingesetzt werden.
Wie viele Freunde haben Sie ganz verloren?
Eigentlich nicht wirklich verloren, sondern eher vielleicht entfremdet.