Handschriften-Krimi

Ein Papyrusdieb und die Wahrheit der Bibel

Hier lehrte Obbink Griechisch: Das Christ Church College in Oxford, Drehort der „Harry Potter“-Filme.
Hier lehrte Obbink Griechisch: Das Christ Church College in Oxford, Drehort der „Harry Potter“-Filme.(c) Universal Images Group via Getty (Loop Images)
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Es geht um Oxford, einen berühmten Forscher und steinreiche Evangelikale: Der Papyrologe Dirk Obbink soll kostbare Manuskripte, darunter Evangelienfragmente, gestohlen haben. Immer mehr Details werden bekannt.

Ein Fragment des Markusevangeliums aus dem Jahrhundert Jesu – es wäre eine der größten Sensationen in der Geschichte der Bibelforschung. Ja, das habe man gefunden, verkündete 2012 der in Texas lehrende evangelikale Neutestamentler Daniel Wallace, es werde nächstes Jahr veröffentlicht, er könne noch keine Namen nennen, aber ein Mann, den viele für den „besten Papyrologen auf diesem Planeten“ hielten, habe das Fragment datiert. Nur: Es kam nichts nach. Der „First Century Marcus“ blieb ein Phantom. Heute weiß man: Diese rätselhafte Geschichte ist Teil eines Kriminalfalls, der in der Welt der Archäologen und Handschriftenforscher seinesgleichen sucht.

Aus solchem Stoff könnte Steven Spielberg einen Film drehen, die Hauptdarsteller: ein evangelikaler Milliardär und zwielichtige Berater, träumend von frühen Bibel-Handschriften, die beweisen, dass das Evangelium die Wahrheit erzählt, nichts als die Wahrheit. Und einen der weltweit führenden Papyrologen – dessen Leben eine zweifelhafte Wendung nimmt. Als die evangelikale Unternehmerfamilie Green in den USA 2010 stolz in die Welt posaunte, welchen Berater sie für ihre Sammlung zur Bibelgeschichte, eine der größten der Welt, gewonnen hatte, war das ein Coup: Dirk Obbink, dem im Entziffern antiker griechischer Manuskripte kaum einer das Wasser reichen konnte.

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