Sveti Javan Kaneo liegt auf einem Felssporn über dem Ohridsee aus nordmazedonischer Seite.
Uraltes Gewässer

Zum Froschkonzert an den Ohridsee

Albanien und Nordmazedonien teilen sich, was unteilbar ist: Schönheit und Reichtum der Natur rund um den Ohridsee, einem der ältesten Seen der Erde. Und jede Menge Froschkonzerte.

Bei Einbruch der Dunkelheit dringt ein dezentes Quaken von Fröschen ans Ohr. Es erzeugt einen besonderen Frieden, wie es eintöniges Bachrauschen, fröhliches Vogelgezwitscher oder fernes Grillenzirpen zu tun vermögen. Doch das Lurchkonzert wird immer lauter und zusehends hektischer, bald klingt es wie die unerträgliche Darbietung eines Panikorchesters aus der Schönberg-Schule, die bis tief in die Nacht zur Aufführung gelangt. Nun muss man an das berühmte Märchen denken, in dem die Prinzessin ihren hartnäckigen amphibischen Verehrer an die Wand schmeißt. Lieber nicht einen grässlichen Blutfleck riskieren, seufzt man, bevor man schließlich doch noch in einen tiefen Schlaf fällt. Am nächsten Morgen reibt man sich müde die Augen, hegt jedoch keine bösen Gedanken mehr gegen die vorlauten Krachmacher.

200 seltene Tierarten, manche ganz unique

Hohe Berge umgeben den Ohrid See: Hier ein Blick von Pogradec an der albanisch-nordmazedonischen Grenze.
Hohe Berge umgeben den Ohrid See: Hier ein Blick von Pogradec an der albanisch-nordmazedonischen Grenze. (c) Getty Images/iStockphoto (Arkadivna)

Umgeben von gut 2200 Meter hohen Bergen, bietet der bis knapp 300 Meter tiefe Ohridsee, der als der älteste See Europas gilt, einen Lebensraum für mehr als 200 teilweise nirgendwo sonst auf der Welt vorkommende Tierarten, darunter – neben den quakenden Hüpfern – urzeitliche Krebse, seltene Fische, Schwämme, Wasserschnecken, Würmer, Vögel und Schildkröten. Rund um das riesige, von Wäldern gesäumte nährstoffarme und somit von Plankton ungetrübte Kristallwasser, das tiefe Blicke erlaubt, lohnen aber auch kulturelle Ziele und in traditioneller Gestalt erhalten gebliebene Fischerdörfer einen Besuch.
Während die Albaner den See, der ihnen etwa zu einem Drittel gehört, „Liqeni i Ohrit“ nennen, sagen die Nordmazedonier „Ohridsko jezero“ zu ihm. Rund 200.000 Menschen leben an den seit der Jungsteinzeit besiedelten Ufern des Jahrmillionen alten Sees, der mit seinen 30 Kilometern Länge und 358 Quadratkilometern Fläche fast wie ein Meer erscheint und zu Recht mitsamt seiner Umgebung sowie dem Kloster Sveti Naum und der Stadt Ohrid seit 1979 zum Natur- und Kulturerbe der Unesco zählt.

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