Golf

Plötzlich schwingt beim PGA-Neustart die Image-Frage mit

Der Austro-Amerikaner Sepp Straka schlägt in Fort Worth ab.
Der Austro-Amerikaner Sepp Straka schlägt in Fort Worth ab.(c) GEPA pictures
  • Drucken

Die PGA-Tour gibt am Donnerstag in Texas ihr Comeback und adressiert Hygieneregeln aber auch die Rassismus-Proteste in den USA. Ohne Zuschauer könnte die Stunde der Spieler-Mikrofone schlagen, Bernd Wiesberger und Matthias Schwab müssen dabei zuschauen.

Fort Worth/Wien. Die Schlagzeilen in den USA dominieren dieser Tage andere Themen, doch am Donnerstag kehrt die PGA-Tour mit der Charles Schwab Challenge (ab 22 Uhr, live Sky) in Fort Worth, Texas, nach fast drei Monaten Corona-Pause zurück.

Dass gerade Golf, Lieblingshobby von Präsident Donald Trump, mit seinen elitären Klubs wie etwa in Augusta, in dem Rassismus gegenüber Afroamerikanern noch bis 1990 offen gelebt wurde, mitten in den Protesten rund um den gewaltsamen Tod von George Floyd auf die Bühne tritt, bewog PGA-Comissioner Jay Monaham zu einem offenen Brief. Darin sprach der 50-Jährige überraschend direkt die Ungleichheit im Land an, appellierte an den Zusammenhalt und beschwor, dass „die PGA-Tour-Familie vortritt und als Licht der Perspektive und Mitgefühl strahlt“.

Die 40-seitigen Memos an Spieler und Offizielle bezüglich der strengen Hygienevorschriften bei den Turnieren dürften deutlich weniger Pathos aufweisen. Keine Zuschauer, eingeschränkte Personenanzahl auf dem Platz und rund 400 Tests dank mobiler Laboratorien sollen den millionenschweren Betrieb garantieren. Dennoch bleiben viele Fragezeichen vor allem in Bezug auf die Kontaktminimierung, da nicht einmal alle Caddies im gleichen Hotel wie die Spieler untergebracht sind. Das Magazin „Golf Digest“ geht gar von 700 Personen aus, die bei jedem Turnier ungetestet bleiben werden.

Völlig offen ist das Vorgehen bei einem positiven Corona-Fall. Spielraum für Verschiebungen hat die PGA Tour keinen mehr. Im Wochenrhythmus sind 25 Turniere geplant, darunter mit PGA Championship (6. bis 9. August), US Open (17. bis 20. September) und Masters (12. bis 15. November) die drei verschobenen Majors. Die British Open wurden abgesagt. „Wir können nicht ganz sicher sagen, was das Richtige zu tun ist, aber wir sollten uns nicht abschrecken lassen“, erklärte Monahan.

Mit Sepp Straka schlägt im hochkarätigen Teilnehmerfeld (17 der Top-20 der FedEx-Wertung) in Fort Worth auch ein Österreicher ab. Da in den USA die Golfplätze nicht gesperrt waren, konnte der Doppelstaatsbürger durchspielen und Exhibitions bestreiten. Zudem hat Straka seine Tour-Karte für 2021 bereits sicher, da die PGA wegen Corona den Auf- oder Abstieg ausgesetzt hat. Weitaus kniffliger ist die Situation für Bernd Wiesberger und Matthias Schwab.

Europa im Nachteil

Der Andrang auf die US-Turniere ist nach der langen Pause so groß, dass Spieler anderer Tourserien kaum Chancen auf Einladungen haben. Da die European Tour jedoch erst Ende Juli den Betrieb aufnehmen wird, ergibt sich für Wiesberger und Schwab nicht nur im Hinblick auf die Majors ein Nachteil an Spielpraxis, sondern auch in Bezug auf die Weltrangliste. Denn diese soll mit den US-Turnieren wieder aktiviert werden, was Unmut unter Europas Profis hervorgerufen hat. „Einverstanden! Entweder spielen alle Touren um Punkte oder keine!“, twitterte Wiesberger und schloss sich damit der Kritik des Franzosen Mike Lorenzo-Vera an.

Europäische Veranstalter haben Entgegenkommen beim Starterfeld signalisiert, in die Wertung für den Ryder Cup (24. bis 27. September) sollen in Übersee erspielte Punkte nicht einbezogen werden. Wiesberger steuert als Neunter des Europa-Rankings auf seine erste Teilnahme zu, auch Schwab hat als Elfter Chancen. Ein Ryder Cup ohne Zuschauer ist allerdings kaum vorstellbar, weshalb die PGA bereits Mitte Juli die Rückkehr der Fans proben will.

Zum Auftakt stellen die Regeln US-Broadcaster CBS vor Herausforderungen, denn Golf gilt als eine der am aufwendigsten zu übertragende Sportarten. Die dezimierte TV-Crew fordert Kompromisse, die die Spieler selbst aufwerten können und sollen. Einige Profis haben sich bereit erklärt wie schon Tiger Woods und Phil Mickelson in ihrem Showmatch Mikrofone zu tragen und live zu kommentieren. Damals stand allerdings die Unterhaltung im Vordergrund, jetzt geht es wieder um Titel und Millionen.

(swi)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.