Was bleibt von der Krise? Der Chef des Instituts für Weltwirtschaft rechnet mit einer neuen Unlust am Unternehmertum - und einer verstärkten Deglobalisierung. Für alternde Länder wie Österreich sei das eine „besonders schlechte Nachricht“. Im Umgang mit China warnt der Oberösterreicher vor „Masochismus“.
Die Presse: Die Weltwirtschaft ist in der Krise. Sie wird zeitgleich von einem Angebots- und einem Nachfrageschock geschunden. Was davon bereitet Ihnen die größeren Sorgen?
Gabriel Felbermayr: Ehrlich gesagt der Angebotsschock. Ich meine damit nicht den kurzzeitigen Produktionsstopp. Aber diese Krise wird den Prozess der Deglobalisierung verstärken. Das ist für Länder wie Deutschland oder Österreich eine besonders schlechte Nachricht. Denn sie werden in den nächsten Jahren wegen der Alterung der Bevölkerung ganz dringend auf Produktivitätswachstum angewiesen sein, also darauf, dass weniger Erwerbstätige mehr produzieren können. Und dafür braucht es internationale Arbeitsteilung.
Wieso wird die Pandemie langfristig zu einem Rückbau der Globalisierung führen?
Weil die Krise viel Porzellan zerschlagen hat. Zwischen Europa, China und den USA ging massiv Vertrauen verloren.