Filmkritik

„Da 5 Bloods“: Das verscharrte Trauma

Die Rückkehr in den Dschungel: Vor allem Paul (fantastisch: Delroy Lindo) bringt sie an den Rande des Wahnsinns.
Die Rückkehr in den Dschungel: Vor allem Paul (fantastisch: Delroy Lindo) bringt sie an den Rande des Wahnsinns.(c) Netflix
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In seiner Netflix-Produktion „Da 5 Bloods“ schickt Spike Lee einen Trupp schwarzer Kriegsveteranen zurück nach Vietnam, um dort nach verstecktem Gold zu suchen.

Wie ein verwunschenes Artefakt wandert ein rotes „Make-America-Great-Again“-Kapperl in Spike Lees „Da 5 Bloods“ von Kopf zu Kopf – und scheint seine Träger in den Bann von Gier und Hass zu ziehen. Ein kleines, aber wesentliches Detail: Ganz gleich, was der altgediente Agitator und Black-Cinema-Bannerträger Lee dem Publikum auftischt, nie hält er mit seinen politischen Überzeugungen hinterm Berg. Stets suchen seine Filme Gegenwartsbezug, spenden „shout-outs“ (sprich: Danksagungen) für Verbündete, schleudern Seitenhiebe gegen Rivalen. Und aus seiner abgrundtiefen Verachtung für den amtierenden US-Präsidenten, den eine Figur seines jüngsten Werks als „Klanmitglied im Oval Office“ bezeichnet, machte der 63-jährige Regisseur nie einen Hehl, weder im Kino noch bei öffentlichen Auftritten.

Die Vehemenz von Lees politischen Stellungnahmen macht seine Karriere zu einem Barometer des Sozialklimas der Vereinigten Staaten. In Phasen trügerischer Ruhe (etwa während der Obama-Jahre) finden die geharnischten Arbeiten des Vielfilmers oft nur wenig Beachtung. Doch wenn der US-Druckkochtopf wieder einmal überzulaufen droht, schlagen sie ein wie Granaten. So wie 1989, als „Do the Right Thing“ dem Schmelztiegel Brooklyn mit seinen schwelenden Spannungen einen Spiegel vorhielt – und Polizeigewalt an den Pranger stellte. Oder 2018, als die Anti-Neonazi-Story „BlacKkKlansman“ mit abschließenden Aufnahmen des Auto-Attentats in Charlottesville ein Ausrufezeichen setzte.

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