Die Frustration des Regimes in Nordkorea über Sanktionen und Corona-Belastungen ist groß. Pjöngjang ist auf Konfrontationskurs und sprengt das Verbindungsbüro mit Südkorea. Diktator Kim bleibt im Hintergrund.
Kim Yo Jong schlägt zu. Bereits am Samstag hatte die neuerdings sehr einflussreiche Schwester des Diktators Kim Jong Un mit einer Militäraktion gegen Südkorea gedroht. „In Kürze wird eine tragische Szene des komplett eingestürzten, nutzlosen Nord-Süd-Verbindungsbüros zu beobachten sein“, wird die 32-Jährige von der Pjöngjanger Staatspropaganda zitiert. Ihre düstere Prognose erfüllte sich am Dienstag. Um 14.49 Uhr (Ortszeit) hat Nordkorea das Gebäude und damit die einzig verbliebene innerkoreanische Institution „in die Luft gesprengt“, vermeldet das südkoreanische Vereinigungsministerium in Seoul. Nach einer mächtigen Explosion sei Rauch aufgestiegen.
Bisher fungierte diese Einrichtung in der nordkoreanischen Grenzstadt Kaesong wie eine Art Ständige Vertretung, quasi als Ersatz für reguläre diplomatische Beziehungen und als Schlichtungsstelle, wenn es zwischen Nord und Süd wieder einmal knirschte. Ursprünglich betrieben beide Länder in Kaesong auch eine gemeinsame Industriezone, die aber 2016 im Streit stillgelegt worden war.
Seit Tagen schon droht das altstalinistische Regime dem Süden mit „Vergeltung“. Offiziell ist Pjöngjang verärgert über eine Propaganda-Aktion von Überläufer aus dem Norden. Ende Mai hatten sie etwa eine halbe Million Flugblätter mit Kritik an Kim Jong-un per Ballons über die Grenze geschickt. Zwar unterband die Regierung in Seoul inzwischen solche „privaten Handlungen“ und bereitet ein Gesetz dagegen vor. Aber damit konnte sie das Kim-Regime nicht besänftigen.