Kriminalität

"Killer von Brabant": Belgische Polizei veröffentlichte Foto

APA/AFP/Belgium Federal Police/HANDOUT (HANDOUT)
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Die brutalste Mordserie Belgiens, bei der in den 1980er-Jahren 28 Menschen erschossen wurden, oft in Supermärkten, ist weiter ungeklärt. Indizien legen eine Verwicklung politischer Kreise und/oder Sicherheitskräfte nahe.

Fast 40 Jahre nach der besonders brutalen Mordserie der "Killer von Brabant" hat sich die belgische Polizei mit einem Foto an die Öffentlichkeit gewandt. Der auf dem Foto abgebildete Mann könnte in dem Fall eine wichtige Rolle spielen, teilte die Staatsanwaltschaft laut belgischer Nachrichtenagentur Belga mit.

Das Bild zeigt einen Mann mit Sonnenbrille im Wald. Er trägt militärähnliche Kleidung und hält eine Waffe. Dabei handelt es sich um eine Vorderschafts-Repetierschrotflinte (Pumpgun) Modell „SPAS-12" des italienischen Herstellers Franchi.

Die sogenannten "Killer von Brabant" hatten in Belgien in den Jahren 1982 bis 1985 bei Überfällen 28 Menschen getötet. Sie schlugen vor allem in Supermärkten zu, wie zuletzt im November 1985 in Aalst bei Brüssel, und es ging ihnen offenkundig nicht um Raub. Ihre Taten waren auf die damalige Provinz Brabant fokussiert, die aus der belgischen Hauptstadt Brüssel sowie dem Umland bestand; Brabant wurde 1995 in ein Flämisch-Brabant, ein Wallonisch-Brabant und die Region Brüssel-Hauptstadt aufgespalten.

Motiv: Destabilisierung?

Die Mordserie, die so jäh endete wie sie begonnen hatte, gilt als einer der undurchsichtigsten Kriminalfälle der belgischen Geschichte. Die Täter konnten bisher nicht gefasst werden, auch über das Motiv wird seit Jahren spekuliert.

APA/AFP/BELGA

Gemutmaßt wurde unter anderem, dass das Land destabilisiert werden sollte und Politik, Geheimdienste, Militärs und/oder Sicherheitsbehörden beteiligt gewesen sein könnten. Die Spekulationen hatten besonderen Auftrieb bekommen, nachdem ein früherer Polizist aus Aalst seinem Bruder 2015 kurz vor seinem Tod seine Verwicklung in den Fall gestanden haben soll. Und das nun veröffentlichte Foto zeigt mit der Pumpgun von Franchi auch just ein dezidiert militärisch-polizeiliches Gewehr. Ob sich solche Waffen damals in Arsenalen belgischer Sicherheitskräfte befanden, ist indes nicht bekannt; aktuell besitzt zumindest die belgische Armee solche Flinten nicht.

Uraltes Foto über seltsame Kanäle

Das am Dienstag veröffentliche Foto wurde den Ermittlern laut belgischer Bundesanwaltschaft bereits 1986 übergeben. Die namentlich nicht genannte Person, die es übergab, habe damals gesagt, der Mann auf dem Bild spiele eine wichtige Rolle in dem Fall. Er konnte aber nie identifiziert werden. Nachdem die Bundesanwaltschaft den Fall vor knapp drei Jahren übernommen hatte, sei das Foto wieder aufgetaucht, sagte ein Sprecher. Mit der Veröffentlichung erhoffen sich die Ermittler, mehr über den Mann zu erfahren.

Auch fast vier Jahrzehnte nach der Mordserie würden die Ermittler alles versuchen, um den Fall zu lösen, hieß es von der Bundesanwaltschaft. Die Ermittlungsakte enthalte mittlerweile eine Liste von 3000 Menschen, die mit dem Fall in Verbindung stehen könnten. Bei vielen Verdächtigen wurden DNA-Tests durchgeführt. Das sei zu Beginn der Ermittlungen nicht möglich gewesen, betonte der Sprecher. Die technischen und personellen Kapazitäten hätten sich in den vergangenen Jahren verbessert.

(APA/DPA/wg)

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