Börse 2020

Alle Fabriken wieder in Betrieb

Wienerberger ging mit einem Rekordergebnis in die Krise und hofft nun auf Konjunkturpakete der Regierungen.

Wien. Die Party war jäh zu Ende. Vergangenes Jahr feierte Wienerberger sein 200. Bestandsjubiläum nicht nur mit einem Fest, sondern vor allem auch wirtschaftlich. Das Geschäftsjahr endete mit einem Rekordergebnis. Der Gewinn nach Steuern war um 87 Prozent auf 249 Millionen Euro gestiegen, die Dividende wurde von 50 auf 60 Cent angehoben. Beim größten Ziegelhersteller der Welt lief also alles rund.

Selbst im ersten Quartal dieses Jahres gab es trotz der ersten negativen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie noch ein sehr starkes Ergebnis. Der Umsatz war um zwei Prozent auf 793 Millionen Euro gestiegen. Doch da war schon klar: So geht es keinesfalls weiter. Die ersten Fabriken in Italien mussten coronabedingt geschlossen werden. Es folgten weitere in Europa. Für das erste Quartal nahm Wienerberger Abschreibungen im Volumen von 116 Millionen Euro vor.

Dann kam das Kursgemetzel an den Börsen, von dem auch die Wienerberger-Aktie nicht verschont blieb. Von knapp 28 Euro ging es runter unter zwölf Euro. Mittlerweile notiert das Papier bei knapp 20 Euro, hat also die Hälfte der Verluste wieder gutgemacht. Und auch bei Wienerberger ist mittlerweile wieder Zuversicht eingekehrt.

Vor allem auch unter den Mitarbeitern. Denn mitten in der Krise lief das vor einem Jahr gestartete Beteiligungsprogramm für Mitarbeiter weiter. Etwa ein Viertel der 4400 (von insgesamt 17.000) Mitarbeiter, die teilnahmeberechtigt waren, wurden Wienerberger-Aktionäre. Im Schnitt lag das Investment pro Mitarbeiter bei 3300 Euro. Die Investitionssumme erreichte 2,3 Millionen Euro.

Als eines der ersten heimischen Unternehmen hielt Wienerberger am 5. Mai eine virtuelle Hauptversammlung ab und setzte damit ein Zeichen für Flexibilität in der Krise. Die 29 Fabriken (von 200 in 30 Ländern), die aufgrund des Shutdown stillgelegt werden mussten, wurden Schritt für Schritt wieder hochgefahren. Die Spuren der Krise werden aber noch eine Zeit lang zu spüren sein. Im März brach der Umsatz um 30 Prozent ein. Das zweite Quartal wird wohl noch schlechter ausfallen. Und die finanziellen Auswirkungen auf das Gesamtjahr sind nach wie vor schwierig einzuschätzen.

Hoffen auf Konjunkturpakete

CEO Heimo Scheuch hofft vor allem auf beschäftigungsfördernde Konjunkturpakete der Regierungen. Diese sind mittlerweile ja teilweise zumindest angekündigt. Allen voran das 130 Milliarden Euro schwere „Wumms“-Paket in Deutschland. „Im Bereich Infrastruktur, Renovierung, Neubau sehe ich durchaus mit gewissem Optimismus in die nächsten Jahre“, sagte Scheuch im Mai der Austria Presse Agentur. „Wir brauchen Wohnungen“, betont er. Trotz Krise hält Scheuch am „grünen Weg“ des Konzerns fest: „Wir werden in unsere 200 Standorte investieren, um unsere klimatechnische Bilanz zu verbessern.“ (red./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.06.2020)

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