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Polizei und Müll: Seehofer will Strafanzeige wegen "taz"-Kolumne stellen

Haben harsche Worte gegen Polizisten in der "taz" etwas mit den Gewaltexzessen in Stuttgart (Bild) zu tun?
Haben harsche Worte gegen Polizisten in der "taz" etwas mit den Gewaltexzessen in Stuttgart (Bild) zu tun? (c) APA/dpa/Christoph Schmidt (Christoph Schmidt)
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In dem Text ging es darum, wo Polizisten arbeiten könnten, wenn die Polizei abgeschafft würde, der Kapitalismus aber nicht. Als Möglichkeit wurden Mülldeponien gesehen.

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer will wegen einer umstrittenen Kolumne über die Polizei in der Zeitung "taz" Strafanzeige stellen. "Ich werde morgen als Bundesinnenminister Strafanzeige gegen die Kolumnistin wegen des unsäglichen Artikels in der 'taz' über die Polizei stellen", sagte der CSU-Politiker der "Bild"-Zeitung am Sonntagabend.

Am vergangenen Montag war der Text einer "taz"-Mitarbeiterin in der Tageszeitung erschienen, unter dem Titel „All cops are berufsunfähig". Es ging darum, wo Polizisten arbeiten könnten, wenn die Polizei abgeschafft würde, der Kapitalismus aber nicht. Darin wurde auch die Option der Mülldeponie aufgegriffen. Aus der Berufsgruppe heraus und von Politikern kam danach viel Kritik. Polizeigewerkschaften kündigten an, mit Strafanzeigen dagegen vorzugehen. Beim Deutschen Presserat - die freiwillige Selbstkontrolle der Presse - gingen bereits bis Dienstag rund 50 Beschwerden ein.

Enthemmung der Taten als Resultat?

"Eine Enthemmung der Worte führt unweigerlich zu einer Enthemmung der Taten und zu Gewaltexzessen, genauso wie wir es jetzt in Stuttgart gesehen haben. Das dürfen wir nicht weiter hinnehmen", sagte Seehofer nun.

"taz"-Chefredakteurin Barbara Junge hatte zuletzt wegen der Kolumne ihr Bedauern geäußert. Junge schrieb in der Zeitung (am Samstag) an die Leserinnen und Leser über den Artikel: "Eine Kolumne, so satirisch sie auch gemeint gewesen sein mag, die so verstanden werden kann, als seien Polizisten nichts als Abfall, ist daneben gegangen. Das tut mir leid."

Zudem schrieb Junge, das Ringen in der Redaktion über den Text und darüber, was gesagt werden soll, darf und muss, lege aber auch "einen tieferen Konflikt in der 'taz'" offen. "Wir streiten darum, wie stark der subjektive Blick, wie stark Diskriminierungserfahrung den Journalismus prägen soll oder darf." Die Chefredakteurin des Blattes mit Sitz in Berlin kündigte zudem an, dass es Debattenbeiträge mit unterschiedlichen Perspektiven in der Zeitung geben werde.

(APA/dpa)

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