Tennis

Weltranglistenerster Djokovic mit positivem Corona-Test

APA/AFP/ANDREJ ISAKOVIC
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Nach der umstrittenen Adria-Tour wurden mittlerweile vier Profis positiv getestet, darunter nun auch Organisator Novak Djokovic.

Auch der Tennis-Weltranglistenerste Novak Djokovic hat einen positiven Test auf das Coronavirus abgegeben. Er ist damit der vierte Spieler, der als Teilnehmer der von ihm mitorganisierten Adria-Tour infiziert ist. Zuvor waren positive Tests von seinem serbischen Landsmann Viktor Troicki, dem Bulgaren Grigor Dimitrow und dem Kroaten Borna Coric bekanntgeworden.

Djokovic hatte an beiden Turnieren der Adria-Tour in Belgrad und Zadar teilgenommen. Er geriet stark in die Kritik, weil die Show-Veranstaltungen trotz Corona-Pandemie ohne sichtbaren Hygienevorschriften abgehalten wurden. Auch der Österreicher Dominic Thiem spielte in Belgrad, er gab seitdem drei negative Covid-19-Tests ab.

Die Adria Tour wird gestoppt. Die noch geplanten Veranstaltungen in Banja Luka und Sarajevo könnten angesichts der Entwicklungen nicht mehr stattfinden, teilten die Organisatoren am Dienstag mit.

Djokovic' serbischer Landsmann Viktor Troicki hatte am Montagabend über eine Nachrichtenagentur bekannt, dass zunächst bei seiner Frau und dann bei ihm das Virus entdeckt wurde. Der 34-Jährige hatte auf der ersten Station in Belgrad gespielt, beim Event im kroatischen Zadar war er nicht mehr dabei. Vor Troicki waren der Dimitrow und Coric positiv getestet worden.

„Waren nicht so diszipliniert, wie es sein musste"

Dimitrow-Manager Georgi Stoimenow hat inzwischen Versäumnisse eingeräumt. "Wir waren nicht so diszipliniert, wie es sein musste", sagte er dem bulgarischen Fernsehsender bTV. Dem 29-jährigen Bulgaren gehe es nun gut und er erhole sich allmählich. "Gestern hatte er keine der Symptome mehr, die er zuvor hatte." Dimitrow hatte nach dem Turnier Bulgarien besucht, in seiner Geburtsstadt Haskowo werden nun alle Kontaktpersonen auf das Coronavirus getestet - auch viele Kinder, mit denen er sich dort fotografieren ließ. 19 Menschen wurden nach einem Bericht des bulgarischen Staatsradios unter Quarantäne gestellt.

Djordje Djokovic, Bruder von Novak und Eventdirektor des Belgrader Turniers, sprach gegenüber dem serbischen Prva Televison von einem "worst case scenario". "Rund 100 Menschen sind getestet worden und es hat mich schwer getroffen, dass einige positiv zurückgekommen sind", sagte Djordje Djokovic. Darunter auch jene von Djokovic-Trainer Marco Panichi und Dimitrow-Coach Christian Groh.

Murray mahnt

Angesichts der laxen Hygienemaßnahmen und Fotos feiernder Tennisprofis mit freiem Oberkörper erinnerte Wimbledonsieger Andy Murray seine Kollegen an ihre Vorbildfunktion. Die einstige Nummer eins der Welt aus Großbritannien sagte der britischen Tageszeitung "The Times" (Dienstag): "Ich hatte immer ein gutes Verhältnis zu Novak. In der Nachbetrachtung macht das, was da passiert ist, aber keinen guten Eindruck." Top-Athleten auf der ganzen Welt müssten zeigen, "dass wir das ernst nehmen und uns darüber im Klaren sind, dass wir Abstandsregeln einhalten".

"Ich hoffe, dass wir daraus lernen, weil letztendlich wird die ATP Tour nicht zurückkommen, wenn wir jede Woche Probleme haben und die Spieler machen, was sie wollen", sagte Murray. Der zweimalige Olympiasieger wird in dieser Woche bei einem Showkampf-Turnier in England erstmals seit sieben Monaten wieder ein Match bestreiten.

Seine Teilnahme an den vom 31. August in New York geplanten US Open machte Murray auch von den dortigen Hygienemaßnahmen abhängig. "Für mich ist eines der wichtigsten Themen, wie sie die "Blase" rund um das Turnier kontrollieren", schrieb der 33-Jährige in einer am Dienstag erschienenen Kolumne für den britischen Sender BBC.

Alle Spieler sollen in einem Flughafen-Hotel oder in Häusern in dessen Nähe untergebracht und ständig auf das Virus getestet werden. Zudem soll der Betreuerstab der Profis deutlich reduziert werden. Djokovic hatte diese Maßnahmen als extrem bezeichnet und seine Teilnahme offen gelassen.

ATP meldet sich

Der ATP-Vorsitzende Andrea Gaudenzi aus Italien hofft auf einen Lerneffekt aus den Vorkommnissen und einer größeren Akzeptanz dieser Blase. Der 46-Jährige erinnerte in der "New York Times" (Dienstag-Ausgabe) zwar daran, dass auch trotz extremer Maßnahmen Coronafälle auftreten könnten. Gaudenzi erklärte aber auch, allen Teilnehmern privater Turniere sei die Einhaltung angemessener Maßnahmen und der Abstandsregeln empfohlen worden.

Als "Horror-Show" fasste der brasilianische Profi Bruno Soares das Geschehen zusammen. Der Doppel-Spezialist ist Mitglied im ATP-Spielerrat, dessen Präsident Djokovic ist. "Enorme Unverantwortlichkeit und große Unreife. Sie waren total sorglos, und es ist schwer für mich, dafür Worte zu finden", sagte Soares im brasilianischen Sender GloboEsporte.

(APA)

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