Riesenrad

Die drei Damen und das Rad

Die Eigentümerinnen des Wiener Riesenrads: Tessa, Dorothea und Nora Lamac (v. l.).
Die Eigentümerinnen des Wiener Riesenrads: Tessa, Dorothea und Nora Lamac (v. l.).(c) AKOS BURG
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Seit Kurzem ist das Wiener Wahrzeichen ganz in weiblicher Hand – Nora, Tessa und Dorothea Lamac wollen nun verstärkt Österreicher ansprechen.

Einmal die Woche steigen die drei Damen selbst in einen der roten Waggons und drehen eine Runde, und auch wenn sie das schon Hunderte Male gemacht haben, „ist das doch immer etwas Besonderes“, sagt Dorothea Lamac. „Ich liebe es.“

Lamac ist mit dem (und im) Riesenrad groß geworden – wie auch ihre Töchter, die seit Jänner in vierter Generation die Geschäfte (mit-)übernommen haben: Nora (27) führt nun die Geschäfte hauptsächlich, ihre Schwester Tessa (25) ist beratend und Mutter Dorothea als Seniorchefin tätig. Davor hat die Familie die Anteile vom langjährigen Ko-Geschäftsführer Hans-Peter Petritsch (einem Cousin von Dorothea Lamac) gekauft, weshalb das Riesenrad zum ersten Mal in seiner 123-jährigen Geschichte komplett in Frauenhand ist.

Dass das Wiener Wahrzeichen im Privatbesitz ist, wissen viele Menschen gar nicht. „Die meisten glauben“, sagt Dorothea Lamac, „dass es der Stadt gehört, was uns aber überhaupt nicht stört.“ Wie fühlt es sich an, eine derart bekannte Landmarke zu besitzen? „Manchmal immer noch surreal“, sagt Nora Lamac. „Ich habe“, sagt Tessa, „als Kind lang nicht realisiert, dass meiner Familie das Riesenrad gehört.“ Dabei wird man doch bestimmt darum beneidet, oder? „Die meisten glauben das einem ja einmal gar nicht“, sagt Dorothea Lamac. Und, sagt Nora: „Wir haben das auch nie groß nach außen getragen.“

Tatsächlich haben sich alle drei Eigentümerinnen, während das Riesenrad mit seinen fünfzehn Waggons gemächlich (aber, in Vor-Corona-Zeiten, meist beladen mit vielen Touristen) seine Runden im Prater gedreht hat, nebenbei auch anderweitig verwirklicht: Dorothea Lamac war Rechtsanwältin, „das Riesenrad hat sich gut mit meiner Kanzlei vereinbaren lassen.“

Tochter Nora hat Agrarwissenschaften studiert und ist kurz vor dem Abschluss zweier Masterstudien (Tierzucht und Genetik sowie Nutztierwissenschaften), thematisch also doch ein Stück weit weg von Tourismus und Prater. „Dann wurde meine Hilfe gebraucht, und es war klar, dass ich da hineinwachse. Mein Studium war verhältnismäßig wirtschaftslastig, trotzdem musste ich mir viel aneignen.“

Tessa wiederum hat einen Abschluss in Hospitality Entrepreneurship sowie einen Master in International Business in London absolviert, mittlerweile ist sie zurück in Wien. „Wir haben“, sagt sie, „uns immer entfalten können. Aber es war trotzdem immer klar, dass wir dem Riesenrad nah bleiben und es übernehmen werden.“

Für die Lamac-Familie war und ist es ein herausforderndes Jahr: Zwar ist das Riesenrad seit Ende Mai wieder geöffnet, die Touristen, die sonst 80 Prozent der Besucher ausmachen, fehlen aber. So will man nun etwas, das schon vor Corona geplant war, verstärkt umsetzen: die Österreicher und Wiener wieder (oder vielleicht zum überhaupt ersten Mal) ins Riesenrad holen. Dazu sind Maßnahmen geplant wie eine „1+1“-Aktion in Kooperation mit anderen Unternehmen. Auch das Salettl am Fuß des Riesenrads will man künftig vermehrt als Ort für Hochzeiten und Events vermarkten.

Seit dem Wiederaufbau nach dem 2. Weltkrieg ist das Riesenrad (mit Ausnahme jener Tage, an denen es gewartet wird) nie still gestanden. Dass es im März nicht mehr fahren durfte, sei auch „symbolisch ganz schlimm“ gewesen, sagt Dorothea Lamac. Denn: „Wenn sich das Riesenrad nicht dreht, dann steht auch Wien.“

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