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Corona befeuert den Drang des Städters nach Freiflächen

Ein Balkon in der Stadt.
Ein Balkon in der Stadt.Die Presse/Clemens Fabry
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Wohnungen mit Balkon oder Häuser sind zunehmend beliebt. Im Vorjahr kam es bei Baugrundstücken zu den höchsten Preissteigerungen.

Für manche ist es eine Selbstverständlichkeit, für andere war es bisher nur ein Wunsch, der der Verwirklichung harrt: der Traum vom eigenen Haus. Im Zuge der Coronakrise scheinen die Österreicher aber immer mehr geneigt zu sein, ihre bisherigen Rückzugsorte zu überdenken. In der Immobilienbranche macht sich nämlich verstärkt der Trend zum Einfamilienhaus bemerkbar. „Bei großen Wohnungen ist der Weg (aus Wiener Sicht, Anm.) nach Niederösterreich die Konkurrenz“, sagt Michael Pisecky vom Immobilien-Fachverband in der Wirtschaftskammer. Wer angesichts von Home-Office verstärkt zu Hause arbeite und nur drei Mal pro Woche ins Büro pendeln müsse, könne auch eine längere Anreise in Kauf nehmen. Schon 2019 sind die Preise für Reihenhäuser in Österreich im Schnitt um rund drei Prozent auf rund 1822 Euro pro Quadratmeter gestiegen. Bei Einfamilienhäusern gab es einen Zuwachs um zwei Prozent auf rund 1955 Euro (siehe Grafik).

Immobilienpreise
ImmobilienpreiseGrafik: Petra Winkler

Von dieser Bewegung könnten auch Regionen profitieren, für die die Politik Initiativen setze, so WKO-Immobilienexperte Gerald Gollenz. Seiner Ansicht nach werden die Preise für normale Wohnungen in Ballungszentren keine „großen Steigerungen“ sehen. Auch weil sich der Zuzug in die Städte reduzieren dürfte.

In Wien ist derzeit eine verstärkte Nachfrage nach Wohnungen mit einem weiteren Zimmer bemerkbar. Immobilien ohne Außenflächen haben dagegen das Nachsehen. „Ältere Mietwohnungen in den Wiener Flächenbezirken werden wahrscheinlich Anpassungen erleben“, sagt Pisecky. Denn viele Neubauprojekte werden dort bereits mit Balkonen gebaut. Innerhalb des Gürtels ändert sich mangels Angebot an Außenbereichen nichts – sie stehen weiter hoch im Kurs.

Auch Zinshäuser sind beliebt wie eh und je, wenngleich sich der Markt immer stärker in Richtung professioneller Investoren verschiebt. Zwar bestimmt die Lage nach wie vor den Preis, doch ist der Preis schon hoch. Allein im Vorjahr konnten in Wien mit Zinshäusern knapp 1,6 Mrd. Euro umgesetzt werden und damit so viel wie in den vergangenen zehn Jahren nicht. Besonders oft wechselten Gebäude in Wieden und Neubau den Besitzer. Die Renditen sind aber gesunken. „Trotzdem werden die Häuser weiter gekauft, das Geld ist dort noch immer besser veranlagt als auf der Bank“, wie es heißt.

Baugrund mit höchstem Preisanstieg

Den stärksten Preisanstieg über alle Kategorien hinweg gab es im vergangenen Jahr übrigens bei Baugrundstücken („ein knappes Gut, nicht vermehrbar“). Diese legten im Schnitt um sechs Prozent zu, wobei die Preisspanne zwischen den Bundesländern enorm ist. Bekam man im Burgenland einen Baugrund um rund 93 Euro pro Quadratmeter, musste man in Wien durchschnittlich 660 Euro auf den Tisch legen. Die Preiserhöhungen lagen 2019 in allen Immobilienkategorien über der Inflationsrate.(nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2020)

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