Studie

Moskau als großer Verlierer von Klimazöllen in der EU

Die billigen Stahlproduzenten in China, Russland und der Ukraine könnten ihren Preisvorteil in der EU bald los sein.
Die billigen Stahlproduzenten in China, Russland und der Ukraine könnten ihren Preisvorteil in der EU bald los sein.(c) REUTERS (Leon Kuegeler)
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Der geplante CO2-Grenzausgleich in Europa würde den globalen Handel durcheinanderwirbeln. Die Hürden bis zur Einführung sind hoch.

Wien. Die Idee klingt verlockend: Um nicht immer nur den eigenen Unternehmen mehr Klimaschutz aufzuzwingen, will die EU künftig auch Importe mit einem Klimazoll belegen. Erst vor wenigen Tagen machten die deutsche Kanzlerin, Angela Merkel, und Frankreichs Staatsoberhaupt Emmanuel Macron einmal mehr Druck, den geplanten CO2-Grenzausgleich lieber heute als morgen einzuführen. Anhänger gibt es genug – zumindest in Europa. Denn profitieren soll nicht nur die europäische Klimabilanz, sondern auch die europäische Industrie. Aber wo ein Gewinner ist, gibt es auch Verlierer. Was hieße der Klimazoll für die bisherigen Lieferanten der EU?

Schenkt man den Beratern der Boston Consulting Group (BCG) Glauben, dann könnte Russland zu den größten Verlierern zählen. Das Land ist – auch aufgrund seiner Nähe – Europas Energielieferant Nummer eins. 280 Milliarden US-Dollar gab die EU im Jahr 2018 für den Import von Rohöl aus. Ein Viertel davon kam aus russischen Förderstätten. Hebt die EU künftig beim Import eine Abgabe ein, die sich am CO2-Ausstoß bei der Herstellung und beim Transport nach Europa bemisst, dann dürfte das bald anders aussehen, heißt es in einer aktuellen BCG-Studie. Bei einem geschätzten CO2-Zoll von 30Euro je Tonne Kohlendioxid würden alle Öllieferanten in Summe rund ein Fünftel ihrer Gewinnmarge einbüßen. Doch Russland wäre überproportional hart getroffen, weil die Öl- und Gasförderung in Russland besonders CO2-intensiv ist. Ein Fass russisches Erdöl verursacht etwa doppelt so viel CO2 wie eines aus Saudiarabien. Der Unterschied ist rasch erklärt: In Russland lagern die fossilen Rohstoffe tiefer im Erdinneren als im Nahen Osten, daher muss hier mehr Aufwand betrieben werden als im lockeren Wüstensand. In Folge würde saudisches Öl mit 30 bis 50 Prozent weniger CO2-Zöllen belastet sein. Etliche Chemiewerke in Europa würden wohl Lieferanten wechseln, mutmaßen die Autoren.

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