Anleihen

Deutschland bald als grünes Vorbild?

Im Laufe der zweiten Jahreshälfte will die Bundesrepublik erstmals grüne Anleihen begeben.
Im Laufe der zweiten Jahreshälfte will die Bundesrepublik erstmals grüne Anleihen begeben. imago images/Christian Ohde
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Die Bundesrepublik könnte andere Staaten in den Schatten stellen.

Wien. Für Deutschland könnte der Zeitpunkt kaum besser sein: Im Laufe der zweiten Jahreshälfte will die Bundesrepublik nämlich erstmals grüne Anleihen begeben. Der Staat könnte damit den Weg für eine Green-Bond-Revolution in Europa ebnen.

Die Coronaviruskrise führt in Europa zu einem noch nie dagewesenen Finanzierungsbedarf, und Investoren suchen zunehmend nach Vermögenswerten, die gewisse Umwelt- und Sozialkriterien erfüllen. Der grüne Charakter der Pandemie-Wiederaufbau-Budgets ist von der Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Europäischen Union häufig unterstrichen worden.

Zwar sind einige andere Länder weiter als Deutschland bei der Emission von Papieren, mit denen Umweltprojekte finanziert werden – wie etwa Polen und Frankreich. Doch Deutschlands Status als sicherster Emittent Europas ist ein Segen für den wachsenden Milliardenmarkt.

Mit der geplanten Emission von bis zu zwölf Mrd. Euro in diesem Jahr setzt Deutschland neue Maßstäbe. „In unserem grünen Fonds werden wir sie sicherlich anschauen”, sagte Ronald van Steenweghen von Degroof Petercam Asset Management. „Der EU-Green-Deal könnte viele interessante Projekte eröffnen, die finanziert werden müssen.“

Geringes Risiko

Deutschland plant eine Zwillingsanleihe: Es will die grünen Anleihen mit dem gleichen Kupon und der gleichen Laufzeit wie bestehende reguläre Anleihen ausstatten. Aufgrund der relativen Einfachheit dieses Modells könnte die Idee Nachahmer finden.

Die Finanzagentur kündigte an, im September mit der Emission einer zehnjährigen grünen Anleihe zu beginnen, gefolgt von einem voraussichtlich fünfjährigen Papier im vierten Quartal. Der Plan sieht vor, langfristig über alle Laufzeiten hinweg (bis 30 Jahre) grüne Papiere begeben zu wollen, um Benchmark-Status zu erreichen. 2021 sollen dann die weiteren Emissionen folgen.

Bisher ist Frankreich der weltweit größte staatliche Emittent von sogenannten Green Bonds, gefolgt von den Niederlanden und Belgien. Und es ist noch viel mehr in der Pipeline: Italien und Polen planen Platzierungen, Österreich, Spanien und Schweden erwägen dies ebenso.

Die Risiken für Europas größte Volkswirtschaft halten sich dabei in Grenzen. Deutschland kann dank seiner langjährigen Überschusspolitik Geld für 30 Jahre praktisch zinslos aufnehmen. Zwar ist das Ziel einer Schwarzen Null nun aufgrund des Coronavirus ausgesetzt worden. Aber der Ruf des Landes als sicherer Hafen und die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank haben dazu geführt, dass der Strom an Investoren nicht abreißen wird.

„Grüne Bundesanleihen werden wahrscheinlich als der Vermögenswert mit dem geringsten Risiko am europäischen Markt für festverzinsliche Papiere gesehen“, sagt Peter Chatwell von Mizuho International. „Das ist eine große Sache.“ (Bloomberg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.07.2020)

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