Gesetzesentwurf

Ausweitung des Ethikunterrichts auf Berufsschulen und Polys gefordert

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Religionsgemeinschaften und KPH Wien/Krems plädieren für Theologie als Bezugswissenschaft. Die Arbeiterkammer fordert Ethik für alle.

Ab dem Schuljahr 2021/22 soll es für jene Schüler an mittleren und höheren Schulen, die keinen Religionsunterricht besuchen, ab der neunten Schulstufe verpflichtend Ethikunterricht geben. In den Stellungnahmen zum Begutachtungsentwurf wird nun von mehreren Seiten kritisiert, dass Berufsschulen und Polytechnische Schulen von der Einführung des Ersatzpflichtfachs ausgenommen sind.

Derzeit wird Ethik an 233 AHS und BMHS (berufsbildenden mittleren und höheren Schulen) als Schulversuch für jene angeboten, die konfessionslos oder vom Religionsunterricht abgemeldet sind. Der Gesetzesentwurf sieht nun vor, dass dieser Schulversuch auch nur für AHS- und BMHS-Schüler ins Regelschulwesen überführt wird. Begonnen wird 2021/22 zunächst mit den neunten Schulstufen, im Jahr darauf folgen die neunten und zehnten usw. Der Endausbau wird dann 2025/26 erreicht sein.

Berufs- und Polytechnische Schulen sind von dem Plan hingegen ausgenommen. Dabei sollte das neue Fach laut dem ursprünglichen Plan von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP), den er in der vergangenen Regierung mit der FPÖ vorgelegt hat, im damals geplanten Startjahr 2020 just an den AHS-Oberstufen und den Polys zuerst eingeführt werden. An beiden gehört Religion fix zum Stundenplan. An Berufsschulen gibt es hingegen keinen Pflichtgegenstand Religion, dementsprechend kann es dort auch kein Ersatzfach Ethik geben.

Auch IV pocht auf Ausweitung

Die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst fordert in ihrer Stellungnahme einerseits eine Ausweitung des Ethikunterrichts auf die Polytechnischen Schulen. Für die Berufsschulen wird "im Sinne einer Gleichberechtigung" die Einführung eines Pflichtgegenstands konfessioneller Religionsunterricht in allen Bundesländern samt Ersatzfach Ethik moniert. Auch die Industriellenvereinigung pocht auf eine Ausweitung des Ethikunterrichts auf diese beiden Schultypen sowie mittelfristig auch auf die Volksschulen und die Sekundarstufe 1 (v.a. Neue Mittelschule, AHS-Unterstufe), die Evangelische Kirche in Österreich macht sich in ihrer Stellungnahme ebenfalls für ein Alternativfach Ethik an den Berufsschulen stark.

Dass Ethik nur als Alternativgegenstand eingeführt werden soll, wird in den Stellungnahmen mehrerer Religionsgemeinschaften (Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Israelitische Kultusgemeinde (IKG), Evangelische Kirche in Österreich, Alevitische Glaubensgemeinschaft) einhellig begrüßt. Aus Sicht der IKG muss allerdings darauf geachtet werden, dass das Alternativfach sich lehrinhaltlich weder als "staatlich definierte Ethik" noch als "'religionswissenschaftliche' Alternative" zum "vermeintlich theologisch geprägten" konfessionellen Religionsunterricht herausbilde.

Die IGGÖ, Evangelische Kirche, Aleviten, Freikirchen, aber auch die in der Religionslehrerausbildung engagierte Kirchliche Pädagogische Hochschule in Wien/Krems und die Industriellenvereinigung pochen darauf, dass neben u.a. Psychologie, Soziologie, Religionswissenschaft, Geschichte, Biologie, Politologie auch die Theologie als Bezugswissenschaft für das Fach verankert werden muss.

Erhebliche Mehrkosten

Arbeiterkammer und Sozialdemokratische LehrerInnen Österreichs (SLÖ) wiederum kritisieren, dass Ethik lediglich als Ersatz-Pflichtfach vorgesehen ist und plädieren für einen gemeinsamen Ethikunterricht für alle Schüler unabhängig von der Konfession. Da laut AK davon auszugehen sei, dass vor allem Religionslehrer die angebotene Weiterbildungen für Ethik-Lehrer nutzen werden, fordert sie zu prüfen, ob diese den Ethikunterricht "dann tatsächlich 'konfessionsneutral' durchführen".

Sorgen gibt es auch punkto Finanzen: Die GÖD betont, dass durch die Einführung von Ethik (anstelle der bisherigen Freistunde) mehr Schüler den Religionsunterricht besuchen und dadurch Mehrkosten entstehen könnten, die abgedeckt werden müssten. Direktoren der kaufmännischen Schulen fordern ebenfalls zusätzliche Mittel für das neue Fach, da der Ethikunterricht keinesfalls auf Kosten anderer wichtiger pädagogischer Maßnahmen und Angebote wie Gruppenteilungen oder Freigegenstände gehen könne. Und das Familienministerium weist in seiner Stellungnahme auf "erhebliche Mehrkosten" von insgesamt 7,1 Millionen Euro in den Schuljahren 2021/22 bis 2025/26 durch das neue Fach hin, weil das Ressort über den Ausgleichsfonds für Familienbeihilfen (FLAF) für die Finanzierung der Schulbuchaktion zuständig ist. Immerhin hätten derzeit nur zwischen 29 und 70 Prozent der Schüler am Religionsunterricht teilgenommen. Diese Mehrkosten müssten in die Wirkungsorientierten Folgenabschätzung einbezogen werden, so die Forderung.

(APA)

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