Interview

„Es ist nicht europäisch, die Augen zu verschließen“

Kasia Syramalot
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Der belarussische Schriftsteller Viktor Martinowitsch spricht über die sinkende Beliebtheit von Langzeitherrscher Lukaschenko, die aktuellen Repressionen gegen Kandidaten in seinem Land und das Schweigen der EU.

Die Presse: Normalerweise pendeln Sie beruflich zwischen Vilnius und Minsk. Wegen der Coronakrise sind Sie nun ständig in Belarus und wurden damit Zeuge der Repressionen vor der Präsidentenwahl am 9. August. Haben Sie selbst an den Protesten der letzten Wochen teilgenommen?
Viktor Martinowitsch: Ich nehme emotional daran teil. Man lud mich ein, mich aktiv zu engagieren, aber ich finde, ein Schriftsteller sollte sich nicht zu tief in die Politik hineinziehen lassen. Er muss beobachten und Schlüsse ziehen – das ist meine Rolle. Ich führe ein Tagebuch. Ich bin kein Teilnehmer, sondern Beobachter.
Warum ist dieser von Langzeitpräsident Alexander Lukaschenko als reine Formalität geplante Urnengang nun umstritten? Für Beobachter kommt das unerwartet.

Auch für uns kam das unerwartet. Ich verfolge schon lang die belarussische Politik. Was gerade passiert, ist die größte politische Krise seit 1994. So etwas ist in der ganzen Regierungszeit Lukaschenkos noch nie passiert.

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