„Snorefree“

Anti-Schnarch-App: Stille Nacht, gute Nacht?

Dario Lindes und Sigismund Gänger, App-Entwickler auf Expansionskurs.
Dario Lindes und Sigismund Gänger, App-Entwickler auf Expansionskurs.(c) AKOS BURG
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Der Ex-Schauspieler und Logopäde Dario Lindes und der Eventveranstalter Sigismund Gänger haben „Snorefree“ entwickelt, eine Anti-Schnarch-App.

Das nächtliche Röcheln, das Pfeifen und Sägen unterwandern noch die innigste Beziehung. Ist der Schlaf schlecht, hängt bald der Haussegen schief. Diese negative soziale Konsequenz ist bei bis zu zwei Milliarden Schnarchern, die dieser Planet beherbergt, traurige Realität. Das weiß Sigismund Gänger nur zu gut. „Ich hatte massive Diskussionen mit meiner Freundin, ehe ich mich dazu durchringen konnte, Ärzte zu konsultieren. Und die drohten mir dann sofort mit dem Skalpell.“

Statt sich sein Gaumensegel samt Zäpfchen beschneiden zu lassen, ging Gänger ins Schlaflabor, um eine ambulante Schlafpolygrafie machen zu lassen. „Die Nacht war ein Horror, aber danach gab es eine Perspektive. Ich wurde zu Dario Lindes überwiesen, der mir Muskeltraining für Lippen, Zunge, Kehlkopf und Gaumenzäpfchen verordnete. Es hat binnen weniger Wochen angeschlagen“, erzählt Gänger. Die wundersame Heilung hat sein Interesse geweckt. „Ich habe mir überlegt, dass das ein Geschäftsmodell sein könnte“, sagt er, der in der Wiener Veranstaltungsszene als Organisator von Clubs wie dem Soul Sugar bekannt ist.

In Ermangelung von Fachliteratur wies Logopäde Lindes bislang seine Patienten am Ende der Therapiestunde an, die praktizierten Übungen für sich selbst zu notieren, um sie später selbstständig auszuführen. „Zunächst wollten wir ein Video für die Patienten produzieren. Die Idee mit der App kam erst später auf, denn eigentlich bin ich ein Offline-Mensch“, sagt Lindes. Mittlerweile besitzt auch er ein Smartphone.

Sein Interesse am Schnarchen entwickelte sich von der entgegengesetzten Seite her, vom Schönsprechen. Lindes war Schauspieler und Sprecher, bevor er sich im zweiten Bildungsweg zum Logopäden ausbilden ließ.

„Bin das naiv angegangen“

„Man kennt uns Logopäden immer nur als Sprechtherapeuten. Stichwort: stottern, lispeln und zuzeln. Wir machen aber weit mehr. Schlucktherapie etwa. Meine Idee war schon damals, wenn man schon den Rachenraum trainiert, dann sollte man auch das Schnarchen bedenken. Schließlich habe ich auch meine Diplomarbeit zu diesem Thema gemacht. Ich habe bestehende Übungen der Logopädie abgewandelt und erweitert. So ist dieses Anti-Schnarch-Training entstanden.“ Auf ein ganz spezielles Problem stieß sein Patient Gänger. „Ich konnte meine eigene Schrift nicht mehr lesen. Es musste etwas geschehen.“ Die Idee einer Anti-Schnarch-App nahm Gestalt an. Unter dem Signet „Snorefree“ ist sie mittlerweile sowohl im Appstore von Apple wie im Playstore von Google präsent. Letzte Woche war sie in der Rubrik Health Apps auf Platz zwei gereiht.

Das war Balsam auf der Seele der Entwickler. Denn Schwierigkeiten hat es zuhauf gegeben. „Ich komme ja aus dem Eventbereich und bin das recht naiv angegangen. Fehler bei Format und Programmierung schlichen sich zunächst ein. Im dritten Versuch klappte endlich alles.“ Das war im April 2019. Zu trocken darf so eine Medizin-App auch nicht sein, wie Lindes ausführt. „Es braucht eine Gamification, die Leute stehen auf spielerische Anwendung, sie müssen das Gefühl haben, aktiv sein zu können. Ein bisserl wie beim Fru-Fru, bei dem der Kunde Sauermilch und Marmelade nach eigenem Gusto mischen kann.“ Begonnen hat das aus fünf Leuten bestehende Kernteam mit knapp dreißig Übungen, mittlerweile gibt es fünfzig.

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