Arbeitsmarkt

50.000 Personen mehr in Kurzarbeit als in der Vorwoche

Arbeitsministerin Christine Aschbacher und Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck
Arbeitsministerin Christine Aschbacher und Wirtschaftsministerin Margarethe Schramböck APA/BUNDESKANZLERAMT/ANDY WENZEL
  • Drucken

Während die Zahl der Arbeitslosen in Österreich weiterhin leicht rückläufig ist, nimmt Kurzarbeit wieder zu.

Die in den vergangenen Wochen gesunkene Kurzarbeits-Zahl in Österreich ist zuletzt wieder angestiegen. Aktuell sind 454.171 Personen in Kurzarbeit, gab Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) am Dienstag bekannt. Vor einer Woche waren es lediglich 403.382 Menschen gewesen. Der leichte Anstieg sei zu erwarten gewesen, weil Betriebe noch rückwirkend Verlängerungsanträge stellen können, hieß es.

Bis zur vergangenen Woche hatte sich die Kurzarbeit binnen sieben Tagen fast halbiert. Im Vergleich zum Höhepunkt der Krise beträgt der Rückgang bis zum heutigen Tag immerhin rund 900.000 Personen. Die Nachfrage nach Verlängerung der Kurzarbeit ist nach wie vor nicht sehr hoch, derzeit liegen rund 35.000 Verlängerungsanträge vor. Mehr als ein Drittel der Verlängerungsanträge kommen aus dem Bereich der Warenproduktion, also hauptsächlich der Industrie, und nur noch rund 15 Prozent aus dem Handel; am Höhepunkt der Krise waren die beiden Bereiche etwa gleich stark vertreten.

Ohne Job sind in Österreich aktuell 438.421 Menschen, etwas weniger als vorige Woche. Davon sind 390.541 Personen arbeitslos gemeldet, und 47.880 Personen befinden sich in Schulung. Die Arbeitslosenzahlen seien binnen einer Woche um rund 3.700 zurückgegangen, damals waren 442.089 Menschen ohne Job vermeldet worden. Gegenüber dem Höhepunkt der Krise sei die Arbeitslosenzahl um rund 146.000 Personen gesunken, so die Ministerin. Eine große Herausforderung sei nach wie vor bei der Jugendbeschäftigung gegeben, aktuell seien 64.370 unter 25-Jährige in Arbeitslosigkeit oder Schulung.

Klare Absage an Arbeitszeitverkürzung

Arbeitsministerin Aschbacher und Wirtschaftsministerin  Schramböck  erteilten  Wünschen von SPÖ und Gewerkschaften nach einer Arbeitszeitverkürzung eine klare Absage erteilt.

"Jetzt ist nicht das richtige Timing, um eine Arbeitszeitverkürzung zu diskutieren", betonte Aschbacher. Schramböck sprach sich "als Wirtschaftsministerin ganz klar gegen eine Arbeitszeitverkürzung" aus. Auch könne man das nicht über einen Kamm scheren. Das einzige, was helfe, sei eine Flexibilisierung "und nicht mit der Gießkanne drüberzufahren und die Unternehmen zu schädigen".

KMU bauten 10 Prozent der Jobs ab

Heimische Klein- und Mittelbetriebe (KMU) haben im Juni im Schnitt 10 Prozent weniger Personal beschäftigt als vor einem Jahr, ergab eine Befragung unter rund 500 Unternehmen unterschiedlicher Branchen. Von den verbleibenden Mitarbeitern waren zum Zeitpunkt der Befragung etwa ein Drittel in Kurzarbeit.

Für das Gesamtjahr 2020 gehen die befragten Unternehmen von Einnahmenausfällen im Ausmaß von über einem Drittel (38,8 Prozent) aus. Bei der ersten Umfrage der freien Wirtschaftsverbände - darunter die Österreichische Hoteliervereinigung, der Handelsverband, der Gewerbeverein, der Senat der Wirtschaft sowie das Forum EPU - im Mai lag der coronabedingte Umsatzrückgang noch bei 498.000 Euro. Trotz Lockerung der Maßnahmen zeigten sich die Unternehmen nun noch pessimistischer und gehen von einem Rückgang von im Schnitt 635.000 Euro aus.

In Summe wurden für die Untersuchung knapp über 800 Unternehmen befragt, wobei rund 300 davon Ein-Personen-Unternehmen (EPU) waren. Unter den EPU ist der erwartete Umsatzrückgang besonders dramatisch: sie gehen heuer von einem Umsatzrückgang von fast 45 Prozent aus. Im Handel sind es 37 Prozent.

Mit den Umsätzen hat auch die Investitionsbereitschaft der Firmen abgenommen. Wurde das Ausmaß der Investitionsrückgänge bei der ersten Umfrage vom Mai noch mit 354.000 Euro je Betrieb angegeben, so lagen sie im Juni bei im Schnitt 460.000 Euro.

Besser als noch vor einem Monat bewerten die Unternehmen die Bemühungen der Bundesregierung, den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie entgegenzutreten. Kritisierten bei der ersten Befragungswelle 67 Prozent der Betriebe die Maßnahmen als praxisfremd, wird die neue degressive Abschreibung (AfA) von 40 Prozent der Unternehmen begrüßt und die Investitionsprämie von 35 Prozent.

"4 von 10 Unternehmer befürchten, dass es ihr Unternehmen zu Weihnachten nicht mehr gibt - auf gut Wienerisch 'eine schöne Bescherung'", so die freien Wirtschaftsverbände. Die Interessenvertreter forderten erneut ein Vorziehen der Steuerreform und die Zuführung von Eigenkapital.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.