CSU-Chef Markus Söder ist ein Mann mit vielen Gesichtern. Aber als zupackender Krisenmanager ist er in der Rolle seines Lebens. Und plötzlich wünschen sich viele Deutsche einen Bayern, nämlich Söder, als Merkel-Nachfolger.
Irgendwann in den ersten Tagen der Pandemie, als die Straßen verwaist, die Klopapierrollen rar und die Bars verriegelt waren, aber vielleicht auch schon kurz davor, ist es passiert. Immer mehr Deutsche fingen an, Markus Söder zu vertrauen. Mehr noch: Sie stellten sich den bayrischen Ministerpräsidenten als Erben von Kanzlerin Angela Merkel vor.
Man muss dazu wissen: Dass einem Bayern jenseits des Freistaats die Herzen zufliegen, ist ein Ereignis von großer Seltenheit. Noch nie hat es jemand aus der CSU zum Kanzler gebracht. Der Säulenheilige Franz Josef Strauß wachte zwar als Poster über Markus Söders Jugendzimmer, aber nie über das Kanzleramt. Auch Söders politischer Ziehvater, Edmund Stoiber, scheiterte. Strauß 1980, Stoiber 2002: Mehr CSU-Kanzlerkandidaten hat es nicht gegeben. Der einzige bayrische Bundeskanzler war Ludwig Erhard (1963–1966). Aber der war – eine lange Geschichte – nicht in der CSU.