Corona-Maßnahmen

Österreicher sollen "wieder einen Gang zulegen"

Seit Mitternacht gilt wieder eine Maskenpflicht z.B. im Geschäften. Im Bild ein Supermarkt in Wien am Freitag.
Seit Mitternacht gilt wieder eine Maskenpflicht z.B. im Geschäften. Im Bild ein Supermarkt in Wien am Freitag.APA/HERBERT NEUBAUER
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Seit Mitternacht gilt in Supermärkten, Banken und Postfilialen wieder die Maskenpflicht. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) aber sprechen sich angesichts steigender Infektionszahlen gegen „Alarmismus“ aus.

„Die Zahlen entwickeln sich wieder nach oben“, deswegen „geht es heute wieder los“: Mit diesen Worten spielte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag einerseits auf neue Infektionen mit dem Coronavirus in Österreich, andererseits auf die seit Mitternacht geltenden Verschärfungen der Schutzmaßnahmen an. Doch im Vergleich zum März seien die jetzigen Zuwächse „kein Grund für Alarmismus“, betonte er. Denn mit 99 wieder Genesenen beträgt der Anstieg der aktiv Infizierten 16. Anschobers Kommentar dazu: „Das ist nicht viel.“ 

115 Fälle seien zudem deutlich weniger als die am
Donnerstag gemeldeten 170. Das Ziel sei jetzt klar, nämlich zu
verhindern, dass die Zuwächse überschwappen: „Eine exponentielle
Kurve muss mit aller Kraft vermieden werden“, sagte der Ressortchef,
man müsse „eine Sinuskurve erreichen“, also die Kurve der Anstiege
wieder „runter drücken“. Er sei optimistisch, setzte er nach, dass eine „zweite Welle“ verhindert werden könne - folglich, dass es in Österreich nicht mehr so viele Erkrankte geben werde, wie im März oder April. Aber: Nur, wenn alle Bürger ihren Beitrag leisten - im Inland wie im Ausland.

Auch Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) äußerte sich am Freitag zu den Neuinfektionen in Hotels in St. Wolfgang beschwichtigend: Die Ansteckungen hätten nicht im Hotel, sondern im Freizeitbereich der Mitarbeiter stattgefunden. "Alarmismus ist jetzt fehl am Platz", sagte Köstinger im Ö1-Mittagsjournal.

„Schwerste Pandemie“ forderte bisher 630.000 Tote

Aktuell gebe es weltweit durchschnittlich 250.000 Neuinfektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 pro Tag, sagte Anschober. Damit sei man bei „15,5 Millionen bestätigten Fällen angelangt, dazu nehmen müssen wir die 8,8 Millionen bereits Genesenen.“ Und noch eine Zahl dürfe man nicht vergessen: Die „schwerste Pandemie“ habe bis dato weltweit zu rund 630.000 Todesfällen geführt. „Man sagt diese Zahlen so dahin, aber es sind unglaublich viele Schicksalsschläge dahinter“, betonte Anschober. Ja, räumte er ein, es „kann eine Kleinigkeit sein“, wenn man an Covid-19 erkranke und einen glimpflichen Verlauf erlebe, aber: „Es kann auch eine sehr dramatische persönliche Situation sein.“ 

In Österreich sei die Zahl der bestätigten Infektionen in den vergangenen drei Wochen leicht gestiegen, in dieser Woche habe man mit dem heutigen Tag den dritten, an dem sie dreistellig ausfallen: 115 Registrierungen gab es binnen 24 Stunden, zugleich 99 Genesungen in eben dieser Zeit. Zurückzuführen seien erstere in erster Linie auf regionale Cluster, einige aber auch auf „reise-assoziierte Cluster“, meinte der Gesundheitsminister.

Anschober: „Ich weiß, dass viele müde geworden sind“ 

Um die Kurve nicht weiter ansteigen zu lassen, „müssen wir hier noch stärker auf Vorsicht schalten“, daher werde heute Nachmittag eine entsprechende Einreise-Verordnung erlassen werden, kündigte Anschober an. Sie befinde sich derzeit in der rechtlichen Prüfung. „Ich weiß, dass viele müde geworden sind, dass das Frühjahr anstrengend war“, beschwichtigte er zugleich, doch es nütze nichts: „Es geht darum, dass wir wieder einen Gang zulegen."

Und zwar folgendermaßen: Seit Mitternacht muss der Mund-Nasen-Schutz nicht nur in Apotheken und öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Demonstrationen und bei Veranstaltungen im geschlossenen Raum getragen werden, sondern auch wieder im Lebensmittelhandel, in Tankstellenshops, in Bank- und Postfilialen sowie beim Besuch in Gesundheitseinrichtungen.

Zudem sollen die Kontrollen an den Grenzen verschärft werden.  Derzeit ist für die Einreise nach Österreich aus Risikogebieten die aktuelle Fassung der Verordnung vom 15. Juni in Kraft. Demnach dürfen Personen nur dann einreisen, wenn sie entweder einen negativen PCR-Test vorlegen, der nicht älter als vier Tage ist, oder sich in 14-tägige Heimquarantäne begeben. Mit einem negativen PCR-Test kann demnach die Quarantäne-Zeit auch vorzeitig beendet werden.

WHO: „Müssen lernen, mit dem Virus zu leben"

Einen Appell gab indes auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus. „Wir müssen lernen, mit dem Virus zu leben", sagte Nothilfekoordinator Mike Ryan am Donnerstagabend in Genf. "Wir werden in absehbarer Zukunft nicht in der Lage sein, das Virus zu beseitigen oder auszurotten." Ryan rief daher alle Staaten weltweit dazu auf, alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen einzusetzen, um die Infektionsketten zu unterbrechen. Dazu gehöre auch, im Notfall Bars oder Clubs vorübergehend wieder zu schließen oder die Zahl der Besucher zu begrenzen: „Wenn die Infektionsrate in einer Gesellschaft hoch ist, dann werden Aktivitäten, die viele Menschen zusammenbringen, vor allem in geschlossenen Räumen, weitere Übertragungen der Krankheit verursachen.“ 

(hell/APA)

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