Fußball

SV Mattersburg: Schmerzhafte Bestandsaufnahme

Nicht nur Spieler wie Philipp Erhardt leiden in Mattersburg. Die Zukunft des Klubs ist unklar.
Nicht nur Spieler wie Philipp Erhardt leiden in Mattersburg. Die Zukunft des Klubs ist unklar.GEPA pictures
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Gehälter fehlen, Unsicherheit herrscht und Landespolitiker gehen auf Distanz zum SV Mattersburg. Rettet jetzt ein Sanierungsverfahren den Klub?

Wien. Österreichs Fußball bleibt auch nach Saisonende weiter ein gespaltener Betrieb. Kaum sind Corona-Unterbrechung, „Lask-Gate“ mit verbotenen Trainings, sexistisch-dumme Transparente bei Rapid oder Austrias Kapitalflop samt freiwilligem Trainer-Abschied halbwegs gesickert, geht mit dem möglichen Rückzug des SV Mattersburg die nächste Tür zu einer Großbaustelle auf.

Am Freitag sollten die Burgenländer sehr spät das eingeforderte Statement beim Senat 5 der Liga einreichen und Auskunft darüber erteilen, wie es denn um den Profibetrieb nach dem Wegfall von Hauptsponsor Commerzialbank und dem Rückzug von Präsident Martin Pucher bestellt ist. Rund um diesen Vorgang gab es Gerüchte zuhauf, womöglich müssen die auch von der Liga intensiver geprüft werden. Seit Juni sollen beim SVM die Gehälter ausstehen, die Summe soll sich auf 1,7 Millionen Euro belaufen. Allerdings: Das Klubkonto ist eines der von der FMA gesperrten in Puchers Bank.

Die einzige Chance

Durch den Ausfall des Geldgebers fehlen vier Millionen Euro im Etat der Burgenländer, denen nach dem Abschied von Vizepräsident Richard Woschitz (erhielt keine validen Informationen über den Zustand des Klubs) jetzt mit Hans-Georg Deischler ein anderer langjähriger Funktionär vorsteht. Der Rest kam von Sponsoren, die allesamt Kunden der Bank gewesen sein sollen, berichtet ein Insider. Ob es ihm gelingt, das Ruder im Kampf gegen den möglichen Konkurs noch einmal herumzureißen?

Das Szenario war ihm klar: die Rettung des SVM kann nur über ein Sanierungsverfahren gelingen. Das soll am Freitag bereits beim Landesgericht Eisenstadt beantragt worden sein. Gelingt es, auf diesem Weg alle Lasten zu tilgen und einen neuen Weg aufzubauen mit angeblich bereit stehenden Investoren? Die Frist läuft – bis März 2021. Der Klub muss den Verbleib in der Bundesliga definitiv mit einem Sechs-Punkte-Abzug zu Saisonstart (11. September) begleichen. Der Profibetrieb wäre jedoch gesichert. Es winkt also doch die Happy-End-Lösung nach einer schmerzhaften Bestandsaufnahme?

Die „Aufräumarbeiten“ rund um den Bilanzskandal haben erst begonnen. Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) kündigte eine „Amtshaftungsklage des Landes“ an, weil laut anonym zugespielten Unterlagen Staatsanwaltschaft und Finanzverwaltung nicht funktioniert haben sollen. Auch bekräftigte er seine Haltung, dass sich das Land nicht engagieren werde, um „mit Steuermitteln einen Fußballverein zu führen“.

Ginge es rein nach der ersten Erklärung des burgenländischen Fußballverbands, wäre Mattersburgs Schicksal längst besiegelt. Präsident Gerhard Milletich stufte die Zukunft des Klubs in der Bundesliga als „unrealistisch“ ein. Ein Trugschluss?

Rettung für die Akademie fix

Also heißt es auch am Wochenende im SVM, rund um Bankkunden respektive Sponsoren: durchatmen. Fix gerettet ist bereits die in Mattersburg stehende Fußball-Akademie. An der Nachwuchsschmiede, in der 100 Kinder und Jugendliche ihr Talent schulen, hält der SVM 35 Prozent. Die Akademie soll als neues Landessportzentrum für das Nordburgenland ihren Betrieb fortsetzen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.07.2020)

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