Krisengewinner

Delivery Hero boomt in der Corona-Krise

Das Zustellgeschäft läuft besser denn je.
Das Zustellgeschäft läuft besser denn je.(c) REUTERS (Fabrizio Bensch)
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Beim Berliner Essenszusteller geht die Post ab. Nach einem starken Quartal erhöht er nun die Jahresprognose. Selbst ein Aufstieg in den DAX rückt näher. Aber eine Antwort bleibt das Unternehmen schuldig.

Delivery Hero ist einer der großen Profiteure der Corona-Krise, die den Trend zum Bestellen von Essen im Internet antrieb. Aus diesem Grund schraubt der Berliner Essenslieferdienst, der in 43 Ländern aktiv ist, die Prognose für das Gesamtjahr in die Höhe. Für 2020 wird nun ein Umsatz zwischen 2,6 und 2,8 Milliarden Euro angestrebt, wie das MDax-Unternehmen am Dienstag mitteilte. Analysten hatten bereits Werte um die 2,7 Mrd. Euro auf dem Zettel, Delivery Hero selbst hatte bisher 2,4 bis 2,6 Mrd. in Aussicht gestellt.

Im zweiten Quartal verdoppelten sich die Bestellungen fast auf 281 Millionen, das bestellte Bruttowarenvolumen wuchs um rund zwei Drittel auf 2,8 Mrd. Euro. Der Umsatz kletterte um 96 Prozent auf 612 Mio. Euro.

Dennoch schreibt das Unternehmen weiter rote Zahlen. Im ersten Halbjahr lag der um Sonderposten bereinigte Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen nach vorläufigen Zahlen bei 319,5 Mio. Euro. Ein Jahr zuvor hatte er bei 171,1 Mio. Euro gelegen. Gemessen am Umsatz verbesserte sich die bereinigte operative Marge um einen Prozentpunkt auf minus 28,4 Prozent. Die finalen Zahlen zum ersten Halbjahr will Delivery Hero am 27. August vorlegen.

Kandidat für den DAX

Die Aktie des Profiteurs der Krise gewann am Dienstag nach Handelsstart 2,5 Prozent auf 96,84 und später auf 99 Euro, ehe Gewinnmitnahmen einsetzten. Im Corona-Crash war das Papier Mitte März fast bis auf 50 Euro abgestürzt, dann setzte sich aber relativ schnell die Sicht am Markt durch, dass Delivery Hero zu den Gewinnern der Pandemie gehören würde. Anfang Juli stieg der Kurs auf ein Rekordhoch von 106,20 Euro.
Mittlerweile ist das Unternehmen mit weltweit über 25 000 Mitarbeitern an der Börse rund 19 Milliarden Euro wert und gilt damit als heißer Kandidat für einen Aufstieg in die erste Börsenliga, den Dax. Schärfster Konkurrent ist hier wohl der Aromenhersteller Symrise.

Delivery Hero hatte das deutsche Geschäft (Foodora, Lieferheld, Pizza.de) voriges Jahr an den damaligen niederländischen Konkurrenten Takeaway.com – heute Just Eat Takeaway (Lieferando) – verkauft. Derzeit sind die Berliner vor allem in Asien, dem Nahen Osten und Nordafrika stark präsent.

Im dritten Quartal will Chef Niklas Östberg den Markteintritt in Japan absolvieren und nimmt dafür 20 bis 30 Mio. Euro in die Hand. Nach wie vor im zweiten Halbjahr rechnet Delivery Hero mit der Genehmigung für die milliardenschwere Übernahme des südkoreanischen Anbieters Woowa.

Wann kommen schwarze Zahlen?

Allerdings will Delivery Hero im Gesamtjahr nun insgesamt weniger Geld zusätzlich ins Geschäft stecken, solche Investitionen sollen sich nun auf 150 Millionen Euro belaufen statt wie bisher bei 200 Millionen Euro liegen. Mit diesem Puffer will das Management aktiv auf Kaufgelegenheiten reagieren.

Die um solche Investments bereinigte operative Marge (ber. Ebitda) sieht Delivery Hero 2020 weiter bei minus 14 bis minus 18 Prozent. Mit den Größenvorteilen sollte sich die Marge aber nach und nach bessern, so Finanzvorstand Thomassin. Erst kürzlich hatte Chef Östberg gesagt, er wisse nicht, wann das Unternehmen schwarze Zahlen schreiben werde.

(ag./red.)

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