Steigende Importe belasten US-Konjunktur

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USA Konjunktur(c) AP (Richard Drew)
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Die Konjunkturzahlen belegen, was US-Notenbankchef Bernanke schon vor Tagen gesagt hat. Der US-Aufschwung wird langsamer. Das Bruttoinlandsprodukt steigt um 2,4 Prozent

Ein kräftiger Anstieg bei den Einfuhren hat die US-Wirtschaft im Frühjahr stärker als erwartet gedrosselt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte aufs Jahr hochgerechnet um 2,4 Prozent zu, wie das Handelsministerium am Freitag nach vorläufigen Berechnungen mitteilte. Die Importe stiegen dabei dreimal so stark wie die Exporte.

Bremsklotz für die Wirtschaftsentwicklung war daher der Außenhandel, der allein das Wachstum um rund 2,8 Prozentpunkte drosselte - so stark wie seit 1982 nicht mehr. Die US-Börsen eröffneten im Minus. Licht am Ende des Tunnels ist dagegen bei den Investitionen in Sicht.

Die Firmen gaben hochgerechnet 17 Prozent mehr für Maschinen oder neue Software aus, das ist der stärkste Anstieg seit Anfang 2006 und mehr als doppelt so viel wie zu Jahresbeginn. Erstmals seit zwei Jahren stiegen auch die Investitionen in neue Bauten, wahrscheinlich angekurbelt durch neue Bohrlöcher für Öl und Gas, trotz der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko.

Bauleistung wächst

Auch der Immobilienmarkt kam wieder in Schwung; die Bauleistung schnellte um mehr als ein Viertel in die Höhe, das ist der größte Anstieg seit 1983. Eine Steuergutschrift hat vielen US-Amerikanern den Kauf eines Eigenheims schmackhaft gemacht, was der Bauwirtschaft zugutekam. Allerdings mehren sich die Anzeichen dafür, dass der Immobilienmarkt nach dem Ende dieser staatlichen Unterstützung wieder an Fahrt verliert.

Auch das anhaltend hohe Handelsdefizit entpuppt sich als Belastung. Zwar steigerten die US-Konzerne den Export hochgerechnet um mehr als zehn Prozent, die Importe schnellten zugleich aber fast dreimal so schnell nach oben, so stark wie seit 1984 nicht mehr. "Die Importe sind eine zweischneidige Zahl", sagte Zach Pandl von Nomura Securities. Einerseits signalisierten sie eine starke Nachfrage in der heimischen Wirtschaft. "Sie sind aber auch eine Schwachstelle für die USA." Denn die Produktion steigere die Einkommen der US-Arbeitnehmer nicht.

Konsum hinkt hinterher

Der für die US-Wirtschaft besonders wichtige Konsum hinkt daher weiterhin hinterher, auch wegen der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit. Die Verbraucher gaben hochgerechnet 1,6 Prozent mehr aus, zum Jahresauftakt waren es noch 1,9 Prozent. "Die erwartete Abkühlung wird sichtbar", sagte Lee Olver von Madison Williams und fragt sich: "Werden die Investitionen im kommenden Quartal abstürzen, wenn der private Konsum weiterhin schwächelt?"

Die US-Wirtschaft wächst nunmehr seit vier Quartalen, die Zahl für das erste Quartal 2010 revidierte das Ministerium sogar kräftig auf 3,7 Prozent nach oben. Das reicht aber dennoch nicht aus, um die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit von derzeit 9,5 Prozent zu senken. US-Präsident Barack Obama kostete die schwierige Lage am Arbeitsmarkt Zustimmung und verschlechtert die Aussichten seiner Demokratischen Partei vor den Kongresswahlen im November. Jüngsten Umfragen zufolge findet Obamas Wirtschaftspolitik nur noch die Zustimmung von gut einem Drittel der Wähler - Anfang 2009, kurz nach seinem Amtsantritt, waren es noch mehr als die Hälfte.

Die US-Notenbank hatte bereits in ihrem jüngsten Konjunkturbericht (Beige Book) konstatiert, dass die Erholung der US-Wirtschaft nicht mehr robust ist. Zuvor hatte Fed-Chef Ben Bernanke skeptisch auf die Konjunktur geblickt und von ungewöhnlich unsicheren Aussichten gesprochen. Die US-Wirtschaft wächst zwar seit rund einem Jahr wieder, doch vor allem eine hohe Arbeitslosigkeit und Probleme am Immobilienmarkt machen der weltgrößten Volkswirtschaft zu schaffen.

(APA)

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