Blockchains und Backdoors

„Der USB-Stick“: Jean-Philippe Toussaint versucht sich im Genre Kriminalroman und bricht es zugleich. Ein Pseudothriller.

Was ist der Schlüssel zur Zukunft? Nicht einmal Zukunftsforscher können diese Frage beantworten. Denn entgegen der landläufigen Vorstellung sind sie keine Wahrsager, sondern beschäftigen sich mit Fragen der folgenden Art: Wie künftige Generationen darüber informieren, dass Atommüll in großer Tiefe gelagert ist? Wie mit Menschen in ferner Zukunft kommunizieren? Mit Wahrsagerei hat das wenig zu tun.

Stark geht es hingegen um technologische Entwicklungen. „Der USB-Stick“ lautet demnach ziemlich unsexy der Titel des neuen Romans von Jean-Philippe Toussaint. Bei dieser Übersetzung geht das im französischen Original mitschwingende Wörtchen „Schlüssel“ verloren. Doch der Titel hält, was er verspricht: Bitcoins, Blockchains und Backdoors. Man muss schon ein ziemlicher Nerd sein oder zumindest eine gute Ladung an technischem Fachvokabular verkraften, um dieses Werk zu genießen.

Schafft man das, hält der Roman allerdings ein spannendes Spiel der (Un-)berechenbarkeit des Lebens bereit, in das man gemeinsam mit der Hauptfigur Jean Detrez eintaucht. Erstens ist das private Leben des Zukunftsforschers Detrez unvorhersehbar geworden, seit seine Frau und er sich getrennt haben. Zweitens schlittert er in eine mysteriöse Geschichte, die stark nach Betrug riecht. Sein Spezialgebiet ist die Blockchain, eine Speichertechnologie, die die Basis für Kryptowährungen bildet. Nach einem Vortrag wird er von zwei Lobbyisten angesprochen, und trotz aller Bedenken beginnt er, sich regelmäßig mit diesen zu treffen. Doch er bleibt auf der Hut, nimmt keine Einladungen an, unterschreibt keine Verträge, selbst einen Kaffee schlägt er aus. Langsam verschafft er sich dabei einen Überblick über die Leute und ihre Verbindungen.

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