Hunderte gelegte Feuer vernichteten im Vorjahr gewaltige Flächen im brasilianischen Regenwald - heute grasen darauf schon Rinderherden. Und die Brandrodungen der Farmer nehmen kein Ende. Präsident Bolsonaro lässt sie gewähren, obwohl der Druck auf ihn steigt.
Es war die Nacht von 10. auf 11. August vor fast genau einem Jahr. Im brasilianischen Bundesstaat Pará stieg die Anzahl der Brände plötzlich um das Siebenfache an. Am 9. August waren es 101 Feuer, am Tag darauf 715 und am 11. August kamen 742 weitere dazu. Im Vergleich zu den Augusttagen im Jahr 2018 ist das eine Steigerung um fast 2000 Prozent.
Es war der „Day of Fire“, der „Tag des Feuers“ - eine gezielte Aktion der Viehzüchter und Landbesitzer. Der Großteil der Brände wurde gelegt. Vom brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro waren keine Konsequenzen zu erwarten. Ganz im Gegenteil. Die Feuer galten sogar als eine Art Zustimmung für Bolsonaros Anti-Umweltschutz-Politik. Anklagen gegen die Brandstifter gab es nur wenige.
Aus Regenwald wird Weideland
Eine Recherche der Umweltschutzorganisation „Greenpeace“ zeigt nun auf, was aus den abgebrannten Flächen in der Zwischenzeit geworden ist. Viele Gebiete seien komplett zerstört, aus verbrannten Feldern seien Rinderfarmen und Weideland geworden. Dabei könnte die Regierung die Identität der Eigentümer der Grundstücke leicht ausfindig machen. Denn fast die Hälfte aller Brände im Bundesstaat Pará loderten auf Grundstücken, die im offiziellen Umweltregister Sicar registriert sind. Doch von den 207 Viehzüchtern, auf deren Flächen laut den „Greenpeace"-Recherchen an den beiden August-Tagen im Vorjahr Brände gelegt wurden, wurden nur fünf Prozent für ihre Verbrechen belangt.