Großbritannien/China

Das „Goldene Zeitalter“ ist vorbei

London reagierte auf das neue Sicherheitsgesetz mit unerwarteter Schärfe.
London reagierte auf das neue Sicherheitsgesetz mit unerwarteter Schärfe.(c) REUTERS (JOHN SIBLEY)
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Die Spannungen um Hongkong belasten die britisch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen massiv. Ungünstiger hätte die Krise für die Briten angesichts von Coronavirus und Brexit kaum fallen können.

Nur fünf Jahre ist es her, dass der damalige britische Schatzkanzler, George Osborne, bei einem Besuch in China vom Anbruch eines „Goldenen Zeitalters“ sprach. „Keine Volkswirtschaft der Welt ist so offen für chinesische Investitionen wie die britische“, verkündete Osborne damals. Alle Bedenken gegenüber der Führung in Peking wurden mit klassischer britischer Realpolitik beiseitegeschoben: von Infrastruktur bis Hochtechnologie, von Immobilien bis Energieversorgung – nichts war tabu, insbesondere wenn es galt, mit chinesischen Milliarden britische Budgetlöcher zu stopfen.

Von der damaligen Aufbruchsstimmung ist heute nichts mehr übrig. Die gezielte Fehlinformation der Weltöffentlichkeit über den Ausbruch von Covid-19 in der chinesischen Provinz Wuhan war Wasser auf die Mühlen vieler britischer Skeptiker gegenüber Peking: „Unsere Hoffnungen und Erwartungen wurden mit der kalten Realität eines autoritären Staats konfrontiert“, sagt der konservative Abgeordnete Tom Tugendhat, einer der Wortführer einer harten Linie gegenüber China.

»„Es kann kein business as usual mehr geben“, sagt Außenminister Raab.«

Sie geben heute in London die Richtung vor. In der Verhängung eines drakonischen Sicherheitsgesetzes für die ehemalige Kronkolonie Hongkong durch die Führung in Peking, das Ende Juni in Kraft trat, sah die britische Regierung eine direkte Verletzung des bilateralen Abkommens von 1997. Damals hatte China bei der Rückgabe Hongkongs für zumindest 50 Jahre eine Wahrung der bestehenden Ordnung in der Wirtschaftsmetropole unter dem Schlagwort „One Country, Two Systems“ versprochen. Mit den neuen Bestimmungen ist es mit den bisherigen Freiheiten aber nun wohl vorbei.

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