Stiftung Warentest

Kartenzahlung statt Bargeld kann für Deutsche teuer werden

Die Kreditinstitute machen aus Spargründen immer mehr Filialen dicht und erhöhen die Gebühren für Serviceleistungen.

Kurz nach Ausbruch des Coronavirus wurde in Österreich das Limit für kontaktloses Bezahlen ohne Pin-Code von 25 Euro auf 50 Euro angehoben. Immer mehr Supermarktkunden nutzen diese Möglichkeit zum Schutz vor Ansteckungen, auch in Deutschland. Laut der deutschen „Stiftung Warentest“ könne das bargeldlose Einkaufen aber teurer sein: Bei einer Auswertung von 294 Kontomodellen von 125 Kreditinstituten in Deutschland wurden 55 Modelle gefunden, bei denen jedes Bezahlen mit der Girocard (EC-Karte) was kostet.

„Die Gebühren gab es bereits vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Sie fielen jedoch kaum auf, weil viele Menschen bar bezahlten", sagt Heike Nicodemus von der Stiftung Warentest. „Der Extra-Service kann teuer werden. Die Banken wollen, dass die Kunden möglichst viel selber machen." Die Tester werteten die Kontomodelle deutscher Finanzhäuser sowie Direkt- und Kirchenbanken, alle Sparda- und PSD-Banken und die größten Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbank je Bundesland in Deutschland aus.

Niedrigzinsen und Kosten für strengere Regulierung setzen die Finanzhäuser unter Druck. Wenn die Banken Gelder bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken, müssen sie zudem 0,5 Prozent Strafzinsen zahlen. Auch wenn es inzwischen Freibeträge für bestimmte Summen gibt, klagt die Branche über eine Milliardenbelastung. Die Kreditinstitute treten daher auf die Kostenbremse. Seit Jahren schließt eine Filiale nach der anderen. Nach Angaben der Deutschen Bundesbank verringerte sich ihre Zahl allein im vergangenen Jahr um 1.220 oder 4,4 Prozent auf 26.667 Zweigstellen.

Bis zu sechs Euro für Abheben bei „fremden“ Automaten

Zugleich drehen die Institute an der Gebührenschraube. Oft sind es Papierüberweisungen, Anrufe beim Telefonservice oder das Geldabheben an einem Automaten, der nicht zum Pool der Kundenbank gehört. Bis zu fünf Euro verlangen manche der ausgewerteten Geldhäuser den Angaben zufolge für eine Papierüberweisung. Geldabheben am Automaten einer fremden Bank kann bis zu sechs Euro kosten.

Die größten Chancen auf ein kostenloses Girokonto bestünden bei online geführten Versionen, heißt es. Die Tester fanden den Angaben zufolge aktuell 20 online geführte Gehaltskonten, die ohne weitere Bedingungen kostenlos sind. Allerdings kommt bei den meisten noch eine Jahresgebühr für die Kreditkarte hinzu. Serviceleistungen wie Anrufe beim Telefonservice oder Überweisungen auf Papier kosten auch hier in der Regel extra.

Als kostenlos definiert Stiftung Warentest: Keine Grundgebühr, keine Gebühr für den Kontoauszug, bei Buchungen, für die Girocard und beim Geldabheben am Automaten im eigenen Bankenpool sowie keine Bedingungen wie regelmäßiger Geld- und Gehaltseingang in einer bestimmten Höhe. „Neben den kostenlosen 20 Girokonten haben wir 71 Kontenmodelle gefunden, die bis zu 60 Euro im Jahr kosten", sagte Nicodemus. 

(APA)

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