Verbrechen

Die Erinnerungen der Opfer des "Golden State Killers"

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Vor dem Urteil gegen den US-Serienmörder und Vergewaltiger Joseph DeAngelo sind seine Opfer zu Wort gekommen. Er soll am Freitag zu elf Mal lebenslanger Haft verurteilt werden.

Vor der Urteilsverkündung gegen den geständigen US-Serienmörder und Vergewaltiger Joseph DeAngelo sind Opfer des "Golden State Killers" zu Wort gekommen. Bei einer Gerichtsanhörung in der kalifornischen Hauptstadt Sacramento schilderte am Dienstag Kris Pedretti, wie der frühere Polizist sie 1976 als damals 15-Jährige vergewaltigte und ihr den Tod androhte.

"An drei Zeitpunkten in dieser Nacht habe ich gedacht, dass ich
sterben werde", sagte Pedretti. "Ich habe innerlich 'Jesus liebt
mich' gesungen, als ich auf meinen Tod gewartet habe." "Am nächsten
Morgen, dem 19. Dezember, bin ich aufgewacht und wusste, dass ich
nie wieder ein Kind sein würde", führte das Vergewaltigungsopfer
aus. "Und obwohl ich dankbar war, am Leben zu sein, hatte ich auch
das Gefühl gestorben zu sein."

„Seelenloses, böses Monster"

Phyllis Henneman, deren Vergewaltigung im Juni 1976 DeAngelo als
erstes gestand, ließ ihre Aussage von ihrer Schwester verlesen. "Er
verdient es, den Rest seines elenden Lebens im Gefängnis zu
verbringen.“

Patricia Murphy, die als 29-jährige zweifache Mutter von DeAngelo mehrfach vergewaltigt wurde, bezeichnete ihn als "seelenloses, böses Monster". DeAngelo müsse für seine "entsetzlichen Verbrechen" mit der vollen Härte des Gesetzes bestraft werden. Ihre Aussage wurde von ihrer Tochter Patti Cosper verlesen, die DeAngelo zwischendurch den Mittelfinger zeigte. "Mögest Du im Gefängnis verrotten", sagte sie zu dem Peiniger ihrer Mutter.

Auch Pete Schultze sagte aus, wie er im Alter von elf Jahren an den Bettpfosten gefesselt dabei zusehen musste, wie DeAngelo seine Mutter mehrfach vergewaltigte. DeAngelo verfolgte die Aussagen seiner Opfer, ohne eine Regung zu zeigen.

Patti Cosper, die Tochter eines der Opfer des "Golden State Killers", zeigt dem Angeklagten den Mittelfinger.
Patti Cosper, die Tochter eines der Opfer des "Golden State Killers", zeigt dem Angeklagten den Mittelfinger.(c) AFP

Der als "Golden State Killer" bekannt gewordene Ex-Polizist hatte
in den 70er und 80er Jahren Angst und Schrecken in Kalifornien
verbreitet. DeAngelo hat 13 Morde und 50 Vergewaltigungen gestanden.
Im Gegenzug für seine Geständnisse verzichtet die Staatsanwaltschaft
auf eine Forderung nach der Todesstrafe. Er soll am Freitag zu elf
Mal lebenslanger Haft verurteilt werden.

Verbrechen erst nach 30 Jahren geklärt 

Die Verbrechensserie hatte 1975 mit Taten in der Gegend von
DeAngelos Wohnort Sacramento begonnen, später attackierte der Täter
in ganz Kalifornien Frauen. DeAngelo drang häufig nachts maskiert in
die Häuser seiner Opfer ein und vergewaltigte sie. Die Taten endeten
offenbar 1986 mit der Vergewaltigung und Ermordung einer
18-Jährigen.

Erst 2018 konnte DeAngelo gefasst werden. Die Ermittler waren ihm
auf die Spur gekommen, indem sie eine an einem Tatort gefundene
DNA-Spur mit Daten einer Internetseite für Ahnenforschung abglichen.
Sie stießen so auf einen Verwandten DeAngelos und konnten den Kreis
der Verdächtigen immer weiter eingrenzen.

Der "Golden State Killer" - "Goldener Staat" ist der Beiname
Kaliforniens - wurde schließlich im April 2018 in einem Vorort von
Sacramento festgenommen. Ein Jahr zuvor hatte er seinen Job als
Lkw-Mechaniker aufgegeben und war in Pension gegangen. Im Laufe der
Jahre hatte es gleich mehrere Spitznamen für den mysteriösen Täter
gegeben, unter anderem "East Area Rapist", "Diamond-Knot Killer" und
"Original Nightstalker".

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