"Macht der Frauen"

Wie Alexandria Ocasio-Cortez politische Botschaften in ein Schminkvideo verpackt

Hat bereits mehrfach bewiesen, die US-Politik aufmischen zu wollen: Alexandria Ocasio-Cortez.
Hat bereits mehrfach bewiesen, die US-Politik aufmischen zu wollen: Alexandria Ocasio-Cortez.(c) Getty Images (Stephen Maturen)
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Das Video, das die US-Abgeordnete für die „Vogue" aufgenommen hat, enthält längst nicht nur Schmink- und Schönheitstipps. Auf diese Art erreicht sie auch die junge Generation.

„Als jüngste Frau im Kongress - und als farbige Frau - ist es schwer, ernst genommen zu werden“, erzählt Alexandria Ocasio-Cortez, während sie ihre Wimpern tuscht und Lidschatten aufträgt. In einer Welt, in der einige Menschen ernster genommen werden als andere, nur weil sie in die richtigen Körper hineingeboren wurden, sei es kein Einfaches, sich durchzusetzen und seine Stimme einzusetzen. Und das habe viel mit Selbstwert und Selbstbewusstsein zu tun.

Dass das kein bloßes Make-up-Tutorial ist, das sie für die amerikanische „Vogue“ aufgenommen hat, lässt die US-Abgeordnete gleich zu Beginn erahnen. Sie habe nicht viel Schlaf abbekommen, daher die Augenringe: „Willkommen im Leben der Politik. Wir versuchen, die Menschen medizinisch zu versorgen, sie gut durch die Pandemie zu bekommen. Außerdem streiten die Menschen zu viel. Deswegen habe ich Tränensäcke unter den Augen“.

Sie bekäme viele Anfragen zu ihrer Schmink- und Gesichtspflegeroutine, und der Grund, weshalb sie diese nun teile, sei „zuallererst, weil Weiblichkeit mächtig ist. In der Politik gibt es so viel Kritik, es wird kritisiert, wie sich Frauen präsentieren und zu präsentieren haben. Alleine der Fakt, Frau zu sein, wird hier in Washington politisiert."

Weiter geht es mit einem Toner von Estée Lauder, einem Moisturizer von Acure oder - „unterschätzt sie nicht!“ - Sonnencreme von Bioré, und mit weiteren Botschaften, die sie geschickt und auf subtile Art und Weise transportiert. Zu Feminismus, Patriarchat, Lohngleichheit, Schönheitsnormen oder zur Pink Tax. „Es gibt diese falsche Vorstellung, dass, wenn man sich für Make-up oder für Mode interessiert, das irgendwie frivol ist“, fährt die 30-Jährige fort, „aber ich denke, dass einige Entscheidungen davon wichtig sind, und die treffen wir schließlich jeden Morgen.“ Und selbst wenn die morgendliche Schminkroutine eine Stunde dauere - „Wenn sie dich glücklich macht, dann mach das. Ich selbst schminke mich ja auch nicht, weil ich Angst vor den Republikaner-Fotos habe, sondern weil ich Lust darauf habe. Und das ist der Unterschied."

„Meine Entscheidung"

Denn Entscheidungen wie diese könnten eine Art von „Mini-Protest“ sein. In einer Gesellschaft, „in der wir Frauen klein gemacht werden, unser Selbstwertgefühl runtergedrückt wird, dir immer wieder gesagt wird, du hättest nicht die richtige Hautfarbe, nicht das richtige Körpergewicht“, sei es eine radikale Handlung, sich selbst zu lieben. „Wenn ihr aufsteht und sagt: 'Wissen Sie was? Nicht Sie treffen diese Entscheidung. Ich treffe sie', ist das sehr mächtig. Das bedeutet aber nicht, dass wir keinen Spaß haben können“, fügt sie hinzu und beginnt, Concealer und Make-up auf ihre Haut einzuklopfen, das schließlich auf langen Arbeitstagen oder den Fahrten zwischen dem Kongress in Washington und ihrem Distrikt in New York standhalten - und auf Fotos gut aussehen - müsse.

»Der Schlüssel zur Schönheit liegt darin, sich schön zu fühlen. Mit keinem Geld oder Make-up der Welt kann man kompensieren, sich selbst zu lieben. «

Alexandria Ocasio-Cortez

Allerdings gehe es nicht darum, anderen zu gefallen oder für Männer attraktiv zu sein oder das zu tun, was von einem erwartet wird. „Es geht darum, sich selbst gut zu fühlen.“ Und auch wenn ihr der charakteristische rote Lippenstift hier und da einen kleinen „Selbstbewusstsein-Boost“ geben kann. Das wahre Beautygeheimnis ist jenes, dass wahre Schönheit von innen komme. Mit keinem Geld oder Make-up der Welt könne man Selbstliebe kompensieren. „Irgendwann habe ich gelernt, dass ich dieses Gefühl von Akzeptanz und Selbstvertrauen nur von mir selbst bekomme. Das ist das wertvollste Geschenk, das ihr euch selbst machen könnt."

Idee ist nicht neu

„Nicht nur Donald Trump kann Social Media“, ist nun in den Kommentaren zu lesen. Immerhin erreiche Alexandria Ocasio-Cortez mit einem solchen Video die jungen Wähler - und vor allem Wählerinnen.

Es ist nicht das erste Video dieser Art, im November vergangenen Jahres sorgte die 17-jährige Feroza Aziz mit ihrem Video für große Aufmerksamkeit. Zunächst auf Tiktok, dann auch auf anderen Kanälen, sprach sie in einem vermeintlichen Schmink-Tutorial über die Situation,  beziehungsweise die systematische Unterdrückung und Überwachung von Uiguren in der Provinz Xinjiang.

Politische Statements durch Mode

Dass Ocasio-Cortez durch ihr Äußeres politische Statements setzen kann, hat sie bereits gezeigt. Mit Verweis auf die Suffragettenbewegung erschien sie bei Trumps Rede zur Lage der Nation im Februar etwa, wie die restlichen demokratischen Frauen, ganz in Weiß, wie auch im Jänner 2019, als sie vereidigt wurde. Die Farbe als Hommage an die Frauen vor ihr, die dafür gekämpft haben, dass sie heute dort ist, wo sie ist.

(c) Getty Images (Alex Wong)

(bsch)

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