Interview

Walter Ruck: „Wir beginnen mit Sanierungen viel zu spät“

Wirtschaftskammer, Walter Ruck
Wirtschaftskammer, Walter RuckMirjam Reither
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Der Wiener Wirtschaftskammerpräsident fordert ein neues Insolvenzrecht. Unternehmen sollten nach dem Vorbild des amerikanischen Chapter 11-Verfahrens frühzeitig unter einen Schutzschirm schlüpfen können.

Die Presse: Die Coronapandemie hat vieles verändert. Manchmal hat man den Eindruck, die Angst vor Veränderung ist größer als vor dem Virus.

Walter Ruck: Wir müssen endlich aus diesem Pfadfinderlager herauskommen und aufhören, nur daran zu denken, wie wir alles so erhalten, wie es ist. Ich will nichts verharmlosen. Aber im Grunde ist eine Krise eine Beschleunigung von Abläufen. Natürlich muss man helfen. Aber die Krise deckt eben auch Schwächen auf.

Wo orten Sie Schwächen?

Eine der Schwächen ist der Zugang zum Eigenkapital. Bei der letzten Krise hatten die Banken das Problem, über zu wenig Eigenkapital zu verfügen. Gott sei Dank wurde da viel gemacht. Ich möchte mir diese Krise nicht vorstellen, wären die Banken so aufgestellt wie 2007.

Die schwache Eigenkapitalausstattung der Unternehmen wird zu einer Insolvenzwelle führen.

Und damit wär ich bereits bei einem zweiten wichtigen Punkt: Wir beginnen mit Sanierungen viel zu spät. Rückblickend wissen wir ja, warum viele der garantierten Kredite nicht bei den Unternehmen angekommen sind. Es lag daran, dass die Kennzahlen nicht gepasst haben. Teilweise lagen die Bilanzen von 2019 noch nicht vor. Und das hat sich dann gerächt.

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