In Putins Russland haben Kritiker keinen Platz mehr

Der Giftanschlag auf den Korruptionsaufdecker Alexej Nawalny kam nicht aus heiterem Himmel. Wie immer streitet der Kreml jede Verwicklung ab.

Eigentlich konnte niemanden überraschen, dass Alexej Nawalny nach einer mutmaßlich im sibirischen Tomsk erfolgten Vergiftung jetzt in der Berliner Charité-Klinik im Koma liegt. Nawalny ist die Leitfigur der Opposition in Russland, eine permanente Irritation für die herrschenden Cliquen in Moskau und draußen in der Provinz, ein mutiger Aufdecker der Vetternwirtschaft und der Raffgier der russischen Eliten. Nicht umsonst bekam er es deshalb wiederholt mit den Sicherheitsbehörden zu tun, landete auch im Gefängnis. Einmal wurde ihm Farbe ins Gesicht geschüttet, seitdem ist seine Sehkraft auf einem Auge geschädigt.

Nicht, dass ein Giftanschlag auf ihn verübt wurde, ist also verwunderlich, sondern Schauplatz und vor allem Zeitpunkt. Die Spekulationen sprießen wild. Doch hat es wohl mit den Regionalwahlen im September zu tun, deretwegen Nawalny in Sibirien unterwegs war. Die Stimmung in der russischen Bevölkerung ist angesichts des Corona-Lockdowns, der wirtschaftlichen Stagnation, schrumpfender Einkommen und eines sinkenden Lebensstandards alles andere als regierungsfreundlich. Staatenlenker Wladimir Putin und sein Machtinstrument Einiges Russland kämpfen mit Popularitätsverlusten. Seit Wochen schon rebellieren die Menschen im fernöstlichen Chabarowsk gegen die Entscheidung des Kreml, ihren populären Gouverneur einfach einzusperren.

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