Konzertkritik

Netrebko in Salzburg: Dienst nach Vorschrift

Sie hat schon seelenvoller gesungen: Anna Netrebko in Salzburg.
Sie hat schon seelenvoller gesungen: Anna Netrebko in Salzburg.Salzburger Festspiele
  • Drucken

Anna Netrebko und ihr Ehemann, Yusif Eyvazov, bei den Salzburger Festspielen mit etwas zäh geratenen Tschaikowsky-Szenen: Viel Jubel für ihren Gesang, aber die Gänsehaut blieb aus.

Merkwürdig, wie so ein scheinbar garantierter Gänsehauteffekt verpuffen kann: Da finden Sopran und Tenor in Tschaikowskys „Iolanta“ mit allem Orchesterpomp endlich zusammen und Yusif Eyvazov erklimmt im Einklang mit Anna Netrebko das hohe H, das von ihm laut Partitur gar nicht verlangt wäre – und es geschieht: nichts. Sie klingt sicher und leuchtend, gewiss, er etwas angestrengt und rau, aber immerhin ohne jedes Zaudern. Das müsste elektrisieren, emotionale Eruptionen entfachen, einen Seelentriumph erlebbar machen – zumal in der Story das erotische Erwachen der blinden Iolanta von des Grafen Vaudémonts flammender Erzählung vom Licht entfacht wird. Doch löst es nicht mehr aus als ein Schulterzucken.

Da hilft auch nicht, wenn die beiden Sekunden später in plötzlich hervorbrechender szenischer Leidenschaft einen ungestümen Kuss tauschen: Der Gesang hätte so aufregend klingen müssen, wie diese darstellerische Draufgabe gemeint war. Als Ersatz taugt sie nicht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.