Spielabsagen

US-Sport im Zeichen des Protests gegen Rassismus

Leeres NBA-Spielfeld
Leeres NBA-SpielfeldUSA TODAY Sports
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Die NBA-Profis der Milwaukee Bucks traten mit einem Spielboykott gegen die Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA ein. Kollegen aus Basketball, Baseball, Fußball und Tennis folgten ihrem eindrucksvollen Beispiel.

Orlando/Wien. Die Referees hatten sich eingefunden, doch das Spielfeld in der NBA-Bubble in Orlando blieb am Mittwochabend (Ortszeit) leer. Die Profis der Milwaukee Bucks hatten sich zu einem Boykott des Playoff-Spiels gegen Orlando Magic entschlossen, und blieben in der Kabine. Am Jahrestag des Kniefalls von NFL-Profi Colin Kaepernick setzte der NBA-Titelfavorit damit ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA.

„In den letzten Tagen haben wir aus unserem Heimatstaat Wisconsin ein schreckliches Video gesehen, in dem Jacob Blake sieben Mal von einem Polizisten in Kenosha in den Rücken geschossen wurde, und weitere Schüsse auf Demonstranten. Trotz des überwältigenden Plädoyers für Veränderungen gab es keine Maßnahmen. Daher können wir unseren Fokus nicht auf den Basketball richten“, hieß es im Statement, das Bucks-Forward Sterling Brown verlas. ESPN zufolge gab es eine Telefonkonferenz der Milwaukee-Spieler mit Josh Kaul, dem Justizminister von Wisconsin, und Mandela Barnes, dem Vizegouverneur von Wisconsin.
Die NBA sagte daraufhin ebenso wie die Frauen-Liga WNBA alle Partien für den Tag ab. Ein derartiges Szenario hat es im amerikanischen Sport noch nicht gegeben. Sogar die Fortsetzung der NBA-Saison steht zur Diskussion.

Tennisprofi Osaka zieht nach

Die Protestwelle erfasste umgehend auch andere Sportarten: Fünf der sechs Fußballspiele der MLS fanden ebenso wie drei Baseball-Partien der MLB nicht statt. Beim Masters-1000-Turnier in New York verzichtete Naomi Osaka auf ihr Antreten im Halbfinale. „Noch bevor ich eine Athletin bin, bin ich eine schwarze Frau. Und als eine schwarze Frau habe ich das Gefühl, dass es wichtigere Themen gibt, die sofortige Aufmerksamkeit brauchen, anstatt mich Tennis spielen zu sehen“, erklärte die in Florida lebende Athletin, die für ihr Geburtsland Japan antritt. Die Turnierveranstalter ordneten daraufhin einen spielfreien Donnerstag an, verlegten alle Halbfinalspiele auf Freitag.

Das in dieser Form ungewöhnlich deutliche Zeichen der Sportstars erntete Lob von allen Seiten – auch von den Teambesitzern, die nicht eingeweiht waren. „Manche Dinge sind größer als Basketball. Der heutige Streik der Spieler zeigt, dass es uns reicht. Genug ist genug. Es muss sich etwas ändern. Ich bin unglaublich stolz auf unsere Burschen, und wir stehen zu 100 Prozent hinter unseren Spielern, um sie zu unterstützen und einen echten Wandel zu ermöglichen“, twitterte etwa Alexander Lasry, Sohn von Bucks-Eigentümer Marc Lasry und Vizepräsident des Klubs.

Auch Ex-Präsident Barack Obama begrüßte den Protest. „Ich preise die Spieler der Bucks, die einstehen dafür, woran sie glauben, Trainer wie Doc Rivers und die NBA und WNBA dafür, ein Zeichen zu setzen. Es wird all unsere Institutionen brauchen, um für unsere Werte einzustehen“, schrieb das frühere Staatsoberhaupt. Nachfolger Donald Trump äußerte sich zunächst nicht. Den von Kaepernick 2016 initiierten Kniefall während der Hymne hatte er in der Vergangenheit scharf kritisiert.

(APA/dpa/red)

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