Polizeigewalt

Anwalt: Von US-Polizei niedergeschossener Jacob Blake nun nicht mehr gefesselt

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US-POLICE-RACISM-DEMONSTRATIONAPA/AFP/ERIC BARADAT
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Der Afroamerikaner war am Sonntag mit sieben Schüssen in den Rücken aus nächster Nähe schwer verletzt worden. Er soll mit Handschellen an sein Krankenbett gefesselt gewesen sein.

Der durch Polizeischüsse in den Rücken schwer verletzte Afroamerikaner Jacob Blake wird nach Angaben seines Anwalts nicht länger an sein Krankenhausbett gefesselt. Polizisten hätten Blake die Handschellen abgenommen, sagte sein Anwalt Patrick Cafferty am Freitag. Auch sei die polizeiliche Bewachnung des 29-Jährigen eingestellt worden.

Berichte darüber, dass Blake trotz seiner schweren Verletzung an sein Bett gefesselt worden war, hatten zusätzliche Empörung über den Fall des von sieben Polizeikugeln in den Rücken getroffenen Schwarzen ausgelöst. Laut Cafferty hatte die Polizei die Maßnahmen wegen eines offenen Haftbefehls im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt im Juli ergriffen. Er habe bei der Staatsanwaltschaft erreicht, dass dieser Haftbefehl nun fallengelassen werde.

"Vor fünf Minuten sind die Handschellen bei Mister Blake entfernt worden und die Beamten haben sein Zimmer verlassen", sagte der Anwalt laut einem Bericht des "Wisconsin State Journal" am Freitagmittag.

Blakes Vater hatte sich zuvor über den Umgang mit seinem Sohn beklagt. Er hatte die Frage aufgeworfen, warum dieser gefesselt werde, obwohl er durch die Polizeischüsse gelähmt sei und nicht laufen könne. Auch Wisconsins Gouverneur Tony Evers hatte sein Unverständnis über die Fesselung zum Ausdruck gebracht.

Ein weißer Polizist hatte Blake am Sonntag in der Stadt Kenosha in Wisconsin mit sieben Schüssen in den Rücken aus nächster Nähe schwer verletzt. Der auf einem Handyvideo festgehaltene Vorfall löste neue heftige Proteste gegen Polizeigewalt und Rassismus aus. Blake wird nach Angaben seiner Familie und Anwälte womöglich nie wieder laufen können.

Groß-Demonstration in Washington

Der Fall von Blake hat die Proteste gegen Rassismus in den USA erneut entfacht. In Washington versammelten sich am Freitag tausende Menschen unter dem Motto „Get your Knee off our Necks“ ("Nehmt eurer Knie von unseren Nacken“, Übers.) Auch der Vater von James Blake sprach zu den Demonstranten. Vor dem Lincoln-Memorial im Herzen der US-Hauptstadt forderten die Demonstranten am Freitag unter anderem ein Ende der Polizeigewalt gegen schwarze US-Amerikaner und echte Gleichberechtigung für alle.

Jacob Blake Sr. speaks at the 'Get Your Knee Off Our Necks' Commitment March on Washington 2020 in support of racial justice in Washington
Jacob Blake Sr. speaks at the 'Get Your Knee Off Our Necks' Commitment March on Washington 2020 in support of racial justice in WashingtonREUTERS

"Wir fordern echten, dauerhaften, strukturellen Wandel", sagte der Bürgerrechtler Martin Luther King III bei der Kundgebung. Er ist der älteste Sohn von Martin Luther King Jr., der auf den Tag genau vor 57 Jahren in Washington seine berühmte Rede mit den Worten "Ich habe einen Traum" hielt.

"Wir werden diesen Traum erfüllen", sagte der afroamerikanische Bürgerrechtler Al Sharpton, einer der Organisatoren der Kundgebung. Sie ist dem Jahrestag des damaligen "Marsches auf Washington" gewidmet und steht im Zeichen der jüngsten Fällen von Polizeigewalt, die für Empörung in den USA gesorgt hatten. Das war vor allem der Tod von George Floyd. Er starb bei seiner Festnahme, nachdem ein Polizist mehr als acht Minuten lang sein Knie auf Floyds Hals hielt.

Sharpton nahm bei seinem Auftritt Bezug auf den Tod Floyds: "Wir könnten genauso erfolgreich sein wie andere. Aber die Gesellschaft hielt das Knie in unserem Nacken." Jetzt sage man aber: "Genug ist genug."

"Ich bin es leid, Gerechtigkeit zu verlangen", rief Aktivist Frank Nitty den Versammelten zu. "Wir marschieren schon seit 60 Jahren mit denselben Forderungen. Schwarze Menschen sollten nicht immer noch für dasselbe auf die Straße gehen wie Martin Luther King."

(APA)

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