Leitartikel

Türkis-Grün: Nicht mehr das Beste aus beiden Welten

APA/GEORG HOCHMUTH
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Letztlich sitzt der Minister am längeren Ast. Das musste nun auch der erfolgsverwöhnte Kanzler hinnehmen. Hoffentlich hat(te) der Kanzler nicht recht.

Mit guter Miene, nach außen hin freundlich und entspannt, trug der Bundeskanzler am Mittwoch nach dem Ministerrat seine „Empfehlungen“ zum Thema Corona vor: private Feiern mit weniger Gästen, beim Einkaufen immer auch an heimische Produkte denken. Was im Inneren von Sebastian Kurz vorging, kann man nur vermuten. Denn wenn es nach ihm gegangen wäre – und er hatte das auch schon entsprechend angeteasert –, hätte er am Mittwoch keine Empfehlungen ausgesprochen, sondern verschärfte Maßnahmen verkündet.

Nach außen hin mag der Bundeskanzler der Chef der Regierung sein. Im Inneren – also in Wirklichkeit – ist er es nicht. Im Gegensatz zur Bundesrepublik Deutschland hat der Kanzler hierzulande keine Richtlinienkompetenz. Die Minister sitzen letztlich auf dem längeren Ast. Und Rudolf Anschober, der Gesundheitsminister der Grünen, blieb bei der abendlichen Sitzung im Vorfeld des Ministerrats und dann beim Ministerrat selbst auf diesem Ast sitzen – und bewegte sich keinen Millimeter.

So machte dann auch Anschobers parteipolitischer Chef, Werner Kogler, am Mittwoch zu Mittag gute Miene – und verströmte (zwangsläufig) Zuversicht. Die Stadien werden wie geplant für 10.000 Besucher geöffnet, eigentlich sind sie es bereits seit dem 1. September. Rudolf Anschober hatte dies bei seiner „Erklärung“ am Vortag – die offensichtlich dann doch eine Art Gegenrede zu jener von Sebastian Kurz in der Vorwoche war – angekündigt. Die ÖVP hätte die Stadiontore für Fans am liebsten geschlossen gehalten.

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