Als eines der ersten Großevents nach dem Sommer rückt die MQ Vienna Fashion Week heuer auch ins Zentrum des Interesses von Kulturveranstaltern.
Als der offizielle Part des Gesprächs beginnt, stellt die erste Frage diesmal nicht der Journalist, sondern seine Interviewpartnerin. "Wann geht denn das Magazin in Druck?", will Elvyra Geyer wissen. Zum Zeitpunkt des Interviews nämlich und auch noch bei Redaktionsschluss der Ausgabe, die bei der MQ Vienna Fashion Week verteilt werden wird, ist fix geplant, dass sie stattfindet. "100 Prozent oder gar nicht ist unser Motto für dieses Jahr", erklärt Zigi Mueller-Matyas, die mit Geyer und der Designerin Maria Oberfrank von Anbeginn an die Modewoche organisiert.
Wie vieles im Coronajahr 2020 muss aber auch diese Veranstaltung bis zur letztmöglichen Minute "wackeln": Hintergrund ist die für Anfang September und damit kurz vor der Fashion Week zu erwartende Stellungnahme der Regierung zu einem geplanten Ampelsystem und die künftige Vorgangsweise hinsichtlich der Limitierung der Gästeanzahl bei Events. Je nachdem, was da verkündet wird, könnte also auch die geplante Ankündigung im "Schaufenster" quasi situationselastisch von einer Minute auf die andere obsolet werden.
»"Wir haben nie gesagt, dass die Fashion Week nicht stattfindet."«
Gelassenheit. "Wir haben nie gesagt, dass die Fashion Week heuer nicht stattfindet", blickt Mueller-Matyas auf die vergangenen Monate zurück. Man habe vielmehr die aktualisierten Vorgaben laufend verfolgt und sei so früh wie möglich zur Planung der Veranstaltung übergegangen. Als minimale Ausweichvariante haben die Organisatorinnen begleitend zur Modewoche ein diesmal besonders umfangreiches Magazin vorgesehen. "Dadurch ist auf jeden Fall Sichtbarkeit für die Designer garantiert", sagt Elvyra Geyer, die sich aber nicht wünscht, dass das Druckwerk zum Showersatz wird.
Die Reaktionen der Modemacher waren, als sie von den Veranstalterinnen kontaktiert wurden, durchwegs positiv, versichern die drei unisono. Bis in den Spätfrühling war zwar für viele noch nicht absehbar, wie eine solche Großveranstaltung vonstatten gehen sollte. Sobald sich aber abzeichnete, dass es wieder größere Kulturveranstaltungen geben würde, wuchs der Enthusiasmus. "Wir sind positiv überrascht davon, wie der Sommer bislang verlaufen ist", sagt Maria Oberfrank, die mit ihrem Label Pitour einen Shop im MuseumsQuartier betreibt und somit direkt von der Entwicklung der Umsätze im Modebereich betroffen ist. Juli und August seien vergleichbar mit dem vergangenen Jahr; neu ist die Kauffreude eines Publikums von Inlandstouristen. "Ich sehe auf jeden Fall, dass ein Umdenken stattfindet und kleinere, lokale Labels davon unmittelbar profitieren können", setzt Oberfrank fort. "Wir hoffen, dass diese Entwicklung auf längere Sicht anhalten wird."
Einkaufsflächen. Eine Shoppingzone wird es auch heuer wieder geben: Besucher und Schaulustige können Kollektionen von Fashion-Week-Teilnehmern ab einem Late-Shopping-Event am 9. September in der Arena 21 des MuseumsQuartiers kaufen. Auch die Austrian Fashion Association wird eine kuratierte Verkaufsfläche bespielen: "Diesmal werden diese Zonen frei zugänglich sein", unterstreicht Elvyra Geyer. Anders als früher wird man also kein Ticket zu einer Show brauchen, um Mode von der Fashion Week kaufen zu können.
Besonders erfreut sind Geyer, Mueller-Matyas und Oberfrank über die starke Bindung vieler Designer, die seit Jahren ihre Kollektionen in Wien präsentieren. "Toll ist, dass die Designer aus Thailand auch heuer unbedingt dabei sein wollten", unterstreicht Mueller-Matyas, die sich regelmäßig in Bangkok nach neuen Talenten umsieht. Persönlich anwesend werden die Thai-Designer zwar nicht sein - ihre Kollektionen werden sich aber auf den Weg machen, und das Publikum wird bei den Schauen Grußbotschaften eingespielt bekommen.
Oberste Priorität, das betonen die Fashion-Week-Organisatorinnen, haben adäquate Sicherheitsmaßnahmen. "Die Gesundheit aller Besucher ist oberste Priorität", sagt Geyer. So wird es Fiebermessstationen beim Eingang geben, ein neues Set-up für durchnummerierte Sitze nach Schachbrettprinzip. Auch wünscht man sich, dass Gäste während des gesamten Aufenthalts im Zelt ihre Masken aufbewahren. "Viele Veranstalter aus dem Kulturbereich haben gesagt, sie werden sich bei uns anschauen, wie wir die Veranstaltung planen. Es gibt ja so gut wie keine Erfahrungswerte", erzählt Geyer und erwähnt jene Veranstaltungstechniker, die "sich darüber freuen, dass sie wieder etwas zu tun haben". Umsetzbar und trotz deutlich verringertem Kartenkontingent potenziell rentabel ist die Veranstaltung in ihrer geplanten Form aber nur, wenn zumindest der Status quo im Veranstaltungsbereich für August beibehalten wird. Und ob das der Fall ist, erweist sich erst so spät, dass eine gegebenenfalls notwendige Absage Modefreunde, Designer und Veranstalterinnen nur auf dem falschen Fuß erwischen könnte.
Laufstegtreiben
MQ Vienna Fashion Week. Die diesjährige Ausgabe des Events mit begleitendem Modefestival findet vom 7. bis 12. September statt, siehe www.mqvfw.com.