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Belarus: Wurde Oppositionspolitikerin Kolesnikowa entführt?

Archivbild der belarussischen Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa von Ende August. Sie soll aber auch am vergangenen Wochenende bei den Protesten in Minsk dabei gewesen sein.
Archivbild der belarussischen Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa von Ende August. Sie soll aber auch am vergangenen Wochenende bei den Protesten in Minsk dabei gewesen sein.via REUTERS
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Medien berichten, Oppositionsführerin Maria Kolesnikowa sei in einen Minibus gezerrt worden. Der Koordinierungsrat erklärt, Kolesnikowa sei entführt worden.
 

Die verschwundene weißrussische (belarussische) Oppositionspolitikerin Maria Kolesnikowa ist nach Einschätzung des Koordinierungsrates der Demokratiebewegung entführt worden. "Ihr Aufenthaltsort ist unbekannt", teilte das Gremium für einen friedlichen Machtwechsel am Montag in Minsk mit.

Die 38-Jährige sei zusammen mit ihrem Mitarbeiter Iwan Krawzow und ihrem Sprecher Anton Rodnenkow im Zentrum von Minsk von Unbekannten entführt worden. "Der Koordinierungsrat fordert die sofortige Freilassung", hieß es.

Das Internetportal tut.by berichtete nach Darstellung einer Augenzeugin, dass Unbekannte am Montagmorgen Kolesnikowa in einen Minibus gesteckt und entführt haben sollen. Die Nachrichtenagentur RIA berichtete, die belarussische Polizei prüfe die Zeugenaussagen.

Die 38-Jährige ist eine der wichtigsten Oppositionellen, die sich gegen den umstrittenen Staatschef Alexander Lukaschenko stellen. Einige Kollegen des Gremiums waren zuvor schon festgenommen, ausgereist oder zur Ausreise gezwungen worden, unter anderem die Präsidentenkandidatin Swetlana Tichanowaskaja. Sie war nach der Wahl ins EU-Land Litauen geflüchtet.

Litauen fordert Freilassung von Kolesnikowa

Litauens Außenminister Linas Linkevicius hat die Staatsführung in Minsk für das spurlose Verschwinden Kolesnikowas verantwortlich gemacht und deren sofortige Freilassung gefordert. "Die Entführung von M. Kolesnikowa in der Innenstadt von Minsk ist eine Schande", schrieb Linkevicius auf Twitter. "Anstatt mit dem Volk von Belarus zu sprechen, versucht die scheidende Führung, einen nach dem anderen zynisch zu eliminieren". Dies erinnere an stalinistische Methoden.

Kolesnikowa arbeitet für den Ex-Bankenchef Viktor Babariko, der für das Präsidentenamt kandidieren wollte. Sie ist auch im Präsidium des Koordinierungsrates, der einen friedlichen Machtwechsel anstrebt. Kolesnikowa hatte viele Jahre in Stuttgart gelebt und von dort aus Kulturprojekte gemanagt. Kolesnikowa trat immer wieder bei Protestaktionen auf und wurde dabei von den Demonstranten bejubelt. Bei der Großdemonstration am Sonntag marschierte sie in Minsk mit.

Nach Angeben des Innenministeriums wurden am Sonntag bei den Protesten landesweit insgesamt 633 Menschen festgenommen. Die Führung um Präsident Alexander Lukaschenko geht massiv gegen die Demonstranten vor, die ihm Wahlbetrug vorwerfen.

Hintergrund der Proteste ist die Präsidentenwahl vor mehr als vier Wochen. Lukaschenko hatte sich danach mit 80,1 Prozent der Stimmen zum Sieger erklären lassen. Die Opposition hält dagegen Tichanowskaja für die wahre Siegerin. Die Abstimmung steht international als grob gefälscht in der Kritik.

(APA/dpa/Reuters)

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