Randerscheinung

Die Melodie unseres Lebens

Carolina Frank
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Wenn ein enervierendes Piepsen des Wäschetrockners fast 20 Jahre das Familienleben begleitet.

Es ist nun fast zwanzig Jahre her, der Mittlere und der Jüngste waren noch nicht auf der Welt, dass wir mit dem Elektrohändler über einem Haushaltsgerätekatalog saßen. „Und spricht etwas gegen das Basis­modell?“, habe ich wohl so ungefähr gefragt, als wir den zusätzlichen Platz nach einem Umzug mit einem Wäschetrockner auffüllen wollten. Und die Antwort echot noch heute in meinem Kopf nach, so wie man das in gar nicht so guten Filmen sieht: „Der trocknet genauso gut wie die teureren Modelle, nur den Signalton kann man nicht abstellen … abstellen … abstellen.“ ­Leiser stellen übrigens auch nicht.

Seit damals kann man sich alles, was so zu Hause passiert ist (und es ist eine Menge passiert), mit einem enervierenden Piepsen unterlegt vorstellen, sowie man es zum Beispiel von hartnäckigen Weckern kennt. Egal, ob gerade gelacht, gestritten, diskutiert, geschlafen oder was immer wurde, im Hintergrund wurden wir stets begleitet von der Melodie unseres Lebens.

Und da es der Trockner eines Herstellers ist, der offenbar nicht ganz zu Unrecht mit der Langlebigkeit seiner Produkte wirbt, begleiteten uns das Piepsen und darauffolgende „Kann bitte irgendjemand den Trockner …“-Rufe bis heute. In den letzten beiden Jahren allerdings konnte trotz zweier größerer Reparaturen immer weniger Wäsche auf einmal eingefüllt werden. Seither hängt überall nasse Wäsche, aber der Trockner meldete sich immer noch verlässlich, wenn er mit dem bisschen, was er sich noch einladen ließ, fertig war. Vor einer Woche hat er dann endgültig den Geist aufgegeben. Der Mensch im Geschäft hat sich wahrscheinlich gewundert, dass ich von ihm so gar nichts über Watt, Energieeffizienz, Trommelgröße, das extra Jeans-­Programm oder den Preis wissen wollte.

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