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Was Familienfirmen besser machen

Auch beim Brillenhersteller Fielmann hält die Familie ein großes Aktienpaket.
Auch beim Brillenhersteller Fielmann hält die Familie ein großes Aktienpaket.(c) imago images/Pius Koller
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Unternehmen in Familienhand navigieren ruhiger durch Krisen und legen an der Börse langfristig kräftiger zu, besagt eine Studie. Einiges spricht jetzt für ein solches Investment.

Wien. Die täglichen Schlagzeilen rund um Technologie- und Pharmariesen finden seit Ausbruch der Coronakrise kein Ende. Doch die Euphorie vieler Anleger ist verständlich. Schließlich liefern die Konzerne Lösungen für die aktuelle Pandemie oder arbeiten fieberhaft daran, eine zu finden. Entsprechend groß sind die Gewinnerwartungen, die an solche Firmen gestellt werden. Der Hype kann aber auch ein jähes Ende finden, etwa dann, wenn Hoffnungsträger zu enttäuschen beginnen. Wie heftig danach Korrekturen ausfallen können, verdeutlichte schon zur Jahrtausendwende das Platzen der Technologieblase.

Der Blick in die Vergangenheit offenbart aber auch weniger bekannte Entwicklungen. So zeigten jüngst die Experten der Credit Suisse in einer Studie auf, dass börsenotierte Familienunternehmen, an denen Gründer oder deren Nachkommen zumindest 20 Prozent halten, seit 2006 eine bessere Wertentwicklung um jährlich 3,7 Prozentpunkte erzielten als andere Firmen. Um die Wertentwicklung von Familienunternehmen zu messen, lancierten die Schweizer Banker eigens den „Credit Suisse Family 1000“-Index, der beinahe genau diese Anzahl an solchen Aktien umfasst. Dazu zählen auch Titel wie Alphabet und Facebook.

Der Vergleich macht sicher

Das Erfolgsrezept könnte Familienfirmen im aktuellen Krisenumfeld besonders zugutekommen. Nannette Hechler-Fayd'herbe, Chief Investment Officer im Bereich der internationalen Vermögensverwaltung bei der Credit Suisse, geht auf die Eigenschaften dieser Firmen ein und sagt, „sie zeichnen sich tendenziell durch eine längerfristig orientierte und strategische Unternehmensführung aus und schneiden daher regelmäßig besser ab als Unternehmen, die sich nicht in Familienbesitz befinden.“ Hechler-Fayd'herbe gefallen aber noch weitere Eigenschaften. So sei das Umsatzwachstum von Familienunternehmen seit 2006 höher als bei anderen Unternehmen. „Gleichzeitig zeigen unsere Untersuchungen, dass Familienunternehmen tendenziell profitabler arbeiten.“ Zudem zeichneten sie sich durch einen niedrigeren Verschuldungsgrad aus. Wachstum wird eher aus dem Gewinn als auf Kredit finanziert.

Doch wie können Anleger in dieses Segment investieren? Eine solche Möglichkeit bietet der Pictet-Family Fund. Rund ein Drittel des Fondsvermögens entfällt auf die USA, weitere 20 Prozent auf China. Und der Rest teilt sich auf Europa auf. Vor allem Titel aus dem Reich der Mitte legten zuletzt zu, wie etwa jene von JD.Com, betont Co-Fondsmanager Alain Caffort. Schließlich erholt sich dort die Wirtschaft, und der Onlinehandel boomt. Zuletzt stieg der Fondsmanager bei Workday ein, einem US-amerikanischen Anbieter von Cloud-Diensten.

Europa im Fokus

Der Spängler Family Business Trust Fonds investiert fast überwiegend in Europa, wobei rund 20 Prozent jeweils auf Deutschland und Frankreich entfallen. Der jüngste Neuzugang erfolgte mit dem Medizintechnikunternehmen Ambu allerdings aus Dänemark. Zu den größten Positionen im Fonds zählen Straumann, der Schweizer Hersteller von Zahnersatzlösungen, sowie das deutsche Logistikunternehmen Kuehne + Nagel International und der Brillenhersteller Fielmann.

Letztere Aktie ist auch im DAXplus Family 30 Index enthalten. Darin müssen die Gründerfamilien der Firmen mindestens einen 25-prozentigen Stimmrechtsanteil haben. Alternativ können sie im Vorstand oder im Aufsichtsrat sitzen und müssen einen Stimmrechtsanteil von mindestens fünf Prozent an der Firma halten. Diese Hürde schaffen etwa der jüngste DAX-Zuwachs Delivery Hero sowie der Duftstoffhersteller Symrise, der mit dem Essenszusteller um genau diesen Platz zuletzt gerittert hat.

Anleger sollten aber – wie bei allen Aktieninvestments – einen langfristigen Horizont vor Augen haben und nicht auf kurzfristige Hypes wetten. Das kann kostspielig werden.

Hinweis: Die Besprechung von Wertpapieren und Investments auf dieser Seite ersetzt keine professionelle Beratung und ist nicht als Kaufempfehlung zu betrachten. „Die Presse“ übernimmt keine Haftung für die künftige Kursentwicklung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.09.2020)

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