Curitiba/Brasilien

30% weniger Verkehr

Mit unkonventionellen Maßnahmen zu einer lebenswerten Großstadt.

Wer mit brasilianischen Großstädten hohe Kriminalität, schlechte Infrastruktur, Verkehrschaos und Umweltverschmutzung assoziiert, war noch nicht in Curitiba. Die 3,6-Millionen-Einwohner-Metropole in Südbrasilien ist die reiche, ökologische und lebenswerte Vorzeigestadt des Landes. Auf jeden Einwohner kommen 50 Quadratmeter Grünfläche, das öffentliche Verkehrsnetz ist bestens ausgebaut, die Müllabfuhr funktioniert und die Einwohner haben die höchste Lebenserwartung aller Großstädte in Brasilien. Zu verdanken ist das in erster Linie den unkonventionellen Methoden und der Hemdsärmeligkeit von Bürgermeister Jaime Lerner. Ein Beispiel zum Thema Umweltschutz & Wirtschaft: Lerner sagte den Fischern von Curitiba zu, ihnen gefischten Müll zu guten Preisen abzukaufen. Je mehr Müll sie fischen, desto mehr Geld bekommen sie und umso sauberer werden die Gewässer. Je sauberer diese sind, desto mehr Fisch fangen sie. Eine Win-win-Situation.

Bemerkenswert einfach und effizient ist auch Lerners Umsetzung in Sachen Verkehr. Um Autofahren unattraktiv zu machen, wurde ein einzigartiges Nahverkehrssystem mit Bussen geschaffen. Lerner ließ kurzerhand die Straßen umbauen, eigene Spuren schaffen und den Wohnungsbau entlang der Linien fördern. Die Busse fahren im Minutentakt und transportieren die Menschen aus den Wohngebieten zu den herkömmlichen Linien um die Innenstadt herum. Mittlerweile nutzen 80 Prozent der Stadtbewohner die Busse. Die Stadt spart 27 Millionen Autofahrten pro Jahr ein und verbraucht 30 Prozent weniger Sprit als vergleichbare Metropole in Brasilien.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.09.2020)

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