Die Minuten sind lahme Hunde

Jonglieren mit historischen und persönlichen Schicksalen: Brita Steinwendtners stiller Roman „Gesicht im blinden Spiegel“.

Eine Symphonie in Weiß, Dunkelblau und Mittelblau, Kragen und Manschetten mit Gold, Rot oder Orange verziert, Messingknöpfe und Verschnürungen blitzen auf, krapprot die Hosen der Husaren, leuchtend die Federbüsche und Tschakos, eine hellfröhliche Buntheit alten Standesbewusstseins.“ So sieht es auf einem böhmischen Wiesengelände aus. Viele Stunden später liegt ein junger Trompeter, fast noch ein Kind, auf dem Schlachtfeld von Königgrätz, inmitten von Soldatenleichen, zerschossenen Gliedmaßen und Pferdekadavern, bis ihn eine Gestalt in einem schwarzen Gewand findet. Es könnte der Tod sein, er ist jedoch ein Ritter des Johanniterordens, der, wie es scheint, seit Jahrhunderten nach Überlebenden des menschlichen Wahnsinns sucht.

Brita Steinwendtner, die Grande Dame der Salzburger Literaturszene, erzählt in ihrem jüngsten Roman, „Gesicht im blinden Spiegel“, die Geschichte des jungen, extrem musikalisch begabten Johannes Czermak aus Neustadt an der Mettau (Nové Město nad Metují), der als 16-Jähriger in die k. k. Armee eingetreten war. Die Preußen aber hatten die Habsburger buchstäblich aus dem Deutschen Staatenbund hinausgeschossen mit ihren neuen, schnellen Zündnadelgewehren, während die Österreicher noch mit ihren alten und schwerfälligen Vorderladern hantieren mussten.

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