Außenhandel

Wifo erwartet heuer Exportminus von 12 Prozent

Symbolbild.
Symbolbild.(c) REUTERS (RONEN ZVULUN)
  • Drucken

Wegen der Coronakrise müssten auch strukturpolitische Maßnahmen gesetzt werden.

Wien. Im Mai sind die österreichischen Ausfuhren von Gütern im Vergleich zum Vormonat um 25,5 Prozent eingebrochen. Der Rückgang für das Gesamtjahr wurde im ersten Quartal noch zwischen 12 und 22 Prozent prognostiziert. Die monatliche Entwicklung lasse derzeit erwarten, dass der Exporteinbruch heuer bei minus zwölf Prozent – also am unteren Ende dieser Bandbreite – liegen werde. Das schreibt das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) in einem neuen Bericht.

In einer Wifo-Sonderbefragung zu Unsicherheit und Unternehmensstrategien berichten fast drei Viertel der Industrieunternehmen, dass sie mögliche Lieferengpässe und ein Abreißen der Wertschöpfungsketten befürchten. Ein gutes Drittel verortet Unsicherheit durch den globalen Handel. Das Wifo hat sich daher auch mit Lösungsmöglichkeiten auseinandergesetzt. Die Autoren kommen dabei zum Schluss, dass umfangreiche geld- und fiskalpolitische Maßnahmen zur Stabilisierung der Unternehmen notwendig seien. Das allein reiche aber nicht. Erforderlich seien auch strukturpolitische Maßnahmen zur Diversifikation der Exporte – und zur Steigerung der Resilienz.

Die langfristige Studie der heimischen Warenexporte zeigt, dass diese zwischen 2000 und 2008 eine stark expansive Phase hatten. Nach der Finanz- und Wirtschaftskrise bis 2010 haben sie aber Marktanteile und Alleinstellungsmerkmale im globalen Handel verloren. Die derzeitige Wirtschaftskrise zeige nun „Auswirkungen ungekannten Ausmaßes, die auch den Außenhandel erfassen und die ungünstige Entwicklung der österreichischen Exportwirtschaft infolge der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/09 beschleunigen und vertiefen dürften“, so die Wifo-Wissenschaftler.

Was tun? Für die Unternehmen in der Sachgütererzeugung sind F&E, die Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen und die (Weiter-)Entwicklung von Humankapital die wichtigsten Ansatzpunkte, schreiben die Wifo-Fachleute. So liege in der Ausbildung von akademischen und nichtakademischen Fachkräften der dringendste Handlungsbedarf. Der derzeitige Fokus der Außenwirtschaftsstrategie auf die duale Ausbildung sollte erweitert werden.

Zudem sollte die Forschungsförderung größeres Augenmerk auf die gezielte Förderung von Projekten legen, die auf die Verbindung von Technologiefeldern in neuen Anwendungsfeldern abzielt. Auch neue Märkte müssten aufgebaut werden. Dienstleistungsexporte sollten gestärkt und gefördert werden. (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2020)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.