Religion

Österreich bekommt nun doch ein erstes Orthodoxes Kloster

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I.
Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I.(c) REUTERS (MURAD SEZER)
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Bürgerproteste hatten das Vorhaben lange Zeit verzögert. Am Samstag nun wird der Grundstein für den Bau im Burgenland gelegt. Etwa ein Dutzend Mönche sollten einziehen.

Ein großer Tag ist am Samstag für
die orthodoxen Kirchen. Für ihr erstes Kloster in Österreich wird in
St. Andrä am Zicksee der Grundstein gelegt. Wegen der Coronakrise
musste der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. seine Teilnahme
zwar absagen, es gibt aber mit dem Eisenstädter Bischof Ägidius
Zsifkovics und Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ)
andere prominente Gäste, die Metropolit Arsenios Kardamakis
empfangen darf.

Bis zur Grundsteinlegung war es ein steiniger Weg, den die
Gemeinschaft im Burgenland zurückzulegen hatte. Das Projekt wurde
bereits 2014 gestartet, als die Diözese Eisenstadt ein Grundstück
zur Verfügung stellte, was aber auf einigen Widerstand aus der
Bevölkerung stieß. Eine Ende Jänner 2016 durchgeführte
Bürgerbefragung ergab eine knappe Mehrheit für das Vorhaben. Doch
die Gegner ließen nicht locker und sammelten ausreichend
Unterschriften, um eine Volksabstimmung zu erreichen.

Brief des Bürgermeisters

Noch bevor die Volksabstimmung durchgeführt wurde, entschied der
Metropolit, die Klostergründung in St. Andrä abzusagen. Am 11. Juni
2017 votierten dann bei der Volksabstimmung 569 Bürger für und 385
gegen das Klostervorhaben. Seitens der orthodoxen Kirche hieß es
danach, man werde sich um eine Standortlösung bemühen - mit dem
Hinweis, dass auch andere Orte bereits Interesse an einer
Klostergründung bekundet hätten.

Ein Brief des Bürgermeisters von St. Andrä, Andreas Sattler
(ÖVP), bewegte den Metropoliten dann doch zum Umdenken. Zudem hatte sich auch die Stimmung in der Gemeinde zugunsten des Projekts
maßgeblich verändert. Allerdings kam dann auch noch die Coronakrise
dazwischen, weswegen der Baustart verschoben werden musste. Schon
seit einigen Jahren lebt die orthodoxe Mönchsgemeinschaft in einem
angekauften Haus in St. Andrä am Zicksee.

Mönche

Acht bis zwölf Mönche sollen im Gebäude Platz finden, auch ein
Gästehaus ist geplant. In einem ersten Schritt soll zunächst die
Kirche des ersten orthodoxen Klosters Österreichs gebaut werden.
Danach folgen die Zellen für die Mönche, Empfangsräume, eine
Bibliothek, das Refektorium, Nebenräume und Werkstätten. Auch ein
Gästehaus ist geplant. Die Kosten für Bau und Planung betragen laut
Angaben der Kirche sechs bis sieben Millionen Euro.

Für Dominik Orieschnig, Sprecher der katholischen Diözese
Eisnestadt und Berater beider Kirchen, ist das erste Orthodoxe
Kloster Österreichs eine moderne Fortschreibung einer seit
Jahrhunderten bestehenden Zugehörigkeit griechisch-byzantinischer
Kultur zu Österreich. "Die Mäzene und Visionäre des 21.
Jahrhunderts, die an diesem Kloster bauen, werden einen Beweis
erbringen, wie ein moderner Kulturbeitrag Österreichs abseits von
Schisport und Walzerseligkeit in einem Vereinten Europa von morgen
aussehen kann", hofft er.

(Apa/red.)

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