Analyse

Deutschland, der nervöse Musterschüler

Chorprobe mit Distanz: Der Kinderchor der Deutschen Oper probt derzeit zweimal wöchentlich im Berliner Olympiastadion - die üblichen Übungsräume sind unter den aktuellen Bestimmungen zu klein.
Chorprobe mit Distanz: Der Kinderchor der Deutschen Oper probt derzeit zweimal wöchentlich im Berliner Olympiastadion - die üblichen Übungsräume sind unter den aktuellen Bestimmungen zu klein. REUTERS
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Europas größte Volkswirtschaft kommt besser durch die Coronakrise als ihre Nachbarn. Die Infektionszahlen sind niedrig. Die Frage ist: Wie lang noch?

Berlin. Wenn die Deutschen über die Grenzen blicken, kann ihnen mulmig werden. Es ist fast so, als hätte sie das Virus eingekreist. Gut, in Polen sind die Zahlen auch niedrig. Aber sonst? Frankreich zählte 198 Infektionen pro 100.000 Einwohner gerechnet auf zwei Wochen, Tschechien 218 und Österreich 109. Die Zahlen sind um ein Vielfaches höher als jene in Deutschland, wo diese 14-Tage-Inzidenz zuletzt bei sehr niedrigen 27 lag. Und in Österreich starben 24 Menschen an dem Virus, im zehnmal größeren Deutschland nur 71. Ist das die Ruhe vor dem Sturm? Christian Drosten sieht das so.

„Die Pandemie geht jetzt erst richtig los. Auch bei uns“, erklärte der Chefvirologe der Berliner Charité am Mittwoch. Drostens Wort hat Gewicht. Auch deshalb wird dem Cheferklärer der Nation am 1. Oktober das Bundesverdienstkreuz verliehen. Drosten warnt jedenfalls davor, sich Illusionen hinzugeben: „Es werden schon Festtagsreden auf den deutschen Erfolg gehalten, aber man macht sich nicht ganz klar, woher er kam.“ Deutschland, meint Drosten, habe im Frühjahr im Vergleich zu anderen „nichts besonders gut gemacht“: „Wir haben es nur früher gemacht.“ Also viel getestet und Kontakte nachverfolgt.

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