Tödliche Polizeischüsse in den USA

"Beschämend": Nur ein Beamter im Falle Breonna Taylor angeklagt

Demonstrationen nach Entscheid zu Breonna Taylor.
Demonstrationen nach Entscheid zu Breonna Taylor. REUTERS
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Die Entscheidung der Justiz, nur gegen einen Beamten Anklage zu erheben, löst Proteste aus. George Clooney zeigt sich beschämt.

Nach den tödlichen Polizeischüssen auf die Afroamerikanerin Breonna Taylor in ihrer eigenen Wohnung hat die Erhebung der Anklage gegen nur einen Beamten Empörung und Proteste ausgelöst. Die Justiz im US-Staat Kentucky klagte einen inzwischen entlassenen weißen Polizisten am Mittwoch lediglich wegen fahrlässiger Gefährdung des Lebens anderer an - und das nicht wegen der Schüsse auf Taylor selbst. Zwei andere Polizisten, die auf die 26-Jährige gefeuert hatten, bleiben unbehelligt.

Kentuckys Generalstaatsanwalt Daniel Cameron sagte, die beiden hätten in Notwehr und damit rechtmäßig gehandelt, nachdem Taylors Freund auf sie geschossen habe. Sie könnten deswegen nicht juristisch belangt werden. Laut Generalstaatsanwalt Cameron wurde die neben ihrem Freund stehende Taylor von sechs Kugeln getroffen, von denen eine tödlich war. Ihr Freund blieb unverletzt. Offenbar trafen nur einer der Beamten und der neben ihm stehende Polizist die junge Frau, nicht aber der nun Angeklagte.

Der Bürgerrechtsanwalt Ben Crump, der die Familie Taylor vertritt, kritisierte die Entscheidung des für die Anklageerhebung zuständigen Laienrichtergremiums als "empörend und beleidigend". Die Bürgerrechtsorganisation ACLU erklärte, die Entscheidung der Grand Jury komme Gerechtigkeit nicht einmal nahe.

Die Entscheidung löste zahlreiche Proteste aus

Auch Oscar-Preisträger George Clooney äußerte sich. Er bezeichnete die Entscheidung, keine Polizisten für den Tod der schwarzen Amerikanerin Breonna Taylor zur Rechenschaft zu ziehen, als beschämend. Das Justizsystem, in dem er aufgewachsen sei, habe die Menschen für ihre Taten verantwortlich gemacht. "Mir wurde in den Schulen und Kirchen von Kentucky beigebracht, was richtig und was falsch ist. Ich schäme mich für diese Entscheidung", teilte Clooney am Mittwochabend (Ortszeit) mit.

Das Urteil löste unter anderem Proteste in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky aus. Zwei Polizisten wurden angeschossen, wie der Polizeichef der Metropole am Mittwochabend (Ortszeit) mitteilte. Ein Verdächtiger sei festgenommen worden, beide Polizisten dürften den Schussangriff überleben.

In den USA finden seit Monaten landesweite Proteste gegen Rassismus und exzessive Polizeigewalt statt. Sie waren durch den Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem brutalen Polizeieinsatz Ende Mai in Minneapolis im Bundesstaat Minnesota ausgelöst worden. Während der Proteste wurden immer wieder auch Taylors Bild gezeigt und ihr Name genannt.

(APA/AFP/Reuters)

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