Ausbau

Pläne für Straßenbahnen zwischen Wien und Niederösterreich werden konkreter

Das Wiener Umland könnte schon bald mit der Wiener Bim erschlossen werden.
Das Wiener Umland könnte schon bald mit der Wiener Bim erschlossen werden.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Ausbaupläne der Linien 71 und 25 über die Stadtgrenzen Wiens hinaus werden konkreter, aus Niederösterreich kommen dazu positive Stimmen. Eine neue Studie gibt diesen zudem Rückenwind: Sie könnten zum österreichischen BIP bis zu einer Milliarde Euro beitragen.

Die Stadt Wien hat für das kommende Jahrzehnt einige Ausbaupläne für das Straßenbahnnetz angekündigt - darunter auch die Anbindung des niederösterreichischen Umlands mittels dreier Linien. Die Umsetzung davon wird nun realistischer: Denn aus beiden Bundesländern hieß es am Freitag, dass die Rahmenbedingungen bis zum kommenden Frühjahr geprüft würden.

Wiens Stadträtin für öffentlichen Verkehr, Ulli Sima (SPÖ), erklärte in einem Pressegespräch die angedachten Routen. Zum einen solle eine neue Linie 72 von Simmering (ab Höhe der Hauptwerkstätte der Wiener Linien) nach Schwechat entstehen. Das 2,6 Kilometer lange Projekt, das auch die S7-Station Kaiserebersdorf anbinden würde, könnte bereits bis 2023 abgeschlossen werden. Als zweite grenzüberschreitende Strecke ist die Verlängerung der Linie 25 um fast sieben Kilometer bis Groß-Enzersdorf vorgesehen. Der dritte Vorschlag betrifft die Verbindung ab der S-Bahn von Liesing bis nach Kaltenleutgeben - und zwar nach dem Modell Badner Bahn, wofür alte Schienentrassen wieder nutzbar gemacht werden könnten. Die drei Verbindungen hätten eine "hohe Realisierungswahrscheinlichkeit", sagte Sima. "Da sind wir jetzt schon nur ein paar Hundert Meter von der Stadtgrenze entfernt."

Die Planungsgemeinschaft-Ost (PGO) sei mit einer entsprechenden Prüfung, was die Umsetzung betrifft, beauftragt worden. Klar sei aber auch, dass Wien die Kosten dafür nicht alleine tragen werde. Das könne nur gemeinsam mit dem Bund und Niederösterreich gestemmt werden.

Zustimmung aus Niederösterreich

Aus Niederösterreich kamen am Freitag prompt positive Signale. Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) versicherte in einer Aussendung, den Plänen offen gegenüber zu stehen. Mit einem Ergebnis der PGO rechne er im Frühjahr. "Uns eint dabei der Wille, die besten Lösungen für Pendlerinnen und Pendler über Ländergrenzen hinweg zu finden. Wir sprechen von einem Lebensraum, in dem Verwaltungsgrenzen keine Rolle spielen sollten", replizierte er auf Sima.

Die bauliche Umsetzung für alle drei Projekte würde rund 400 Millionen Euro kosten, berief sich Schleritzko auf Expertenschätzungen. Dazu kämen noch jährliche Bestellkosten des Verkehrsangebots in Höhe von rund 40 Millionen Euro. "Welche Kosten hier durch die Nahverkehrsmilliarde des Bundes finanziert werden können, wie man die Angebotsbestellung organisiert und viele weitere Fragen müssen jetzt beantwortet werden", so der niederösterreichische Landesrat.

Studie der Wirtschaftskammer sieht „hohes Potenzial“

Rückenwind für einen Straßenbahnausbau ins Wiener Umland bzw. im Stadtgebiet selbst könnte eine neue Studie des in der Wirtschaftskammer (WKO) angesiedelten Standortanwalts Alexander Biach bringen. Diese - heute gemeinsam mit Sima präsentierte - Berechnung sieht nämlich hohes Potenzial für Konjunktur und Arbeitsmarkt. "Straßenbahnen sind der Wunderwuzzi schlechthin", zeigte sich Biach euphorisch. Sie würden die Wirtschaft ankurbeln, Jobs schaffen, die Einkaufsstraßen stärken und seien umweltfreundlich. 13 Bim-Projekte der Wiener Linien, die sich in verschiedenen Planungsstadien bis zum Zeithorizont 2029 befinden, haben Biach und sein Team für die Studie analysiert.

Neben der schon in Betrieb genommenen Verlängerung des D-Wagens bis zum Sonnwendviertel und die ab Oktober geführte Erweiterung der Linie O vom Praterstern bis zum Nordbahnhofviertel finden sich darunter auch Ideen wie die Verbindungen nach Niederösterreich. Ausgehend von Investitionskosten von rund 864 Millionen Euro, die den Wiener Linien zufolge für die Realisierung aller 13 Projekte notwendig seien, errechnete der Standortanwalt Effekte von rund 539 Millionen Euro auf das Bruttoregionalprodukt Wiens bzw. mehr als eine Milliarde Euro für das BIP in Österreich. Allein 400 Millionen Euro würden an Steuern und Abgaben wieder an die öffentliche Hand zurückfließen. Und in der Bundeshauptstadt würden 5277 Vollzeitjobs geschaffen werden, 9581 wären es österreichweit.

Zudem würde sich auch der Betrieb der neuen Bim-Linien positiv auswirken. Er bringe Österreich 32,9 Millionen Euro an jährlichen Steuern und trage 86,8 Millionen Euro zum BIP bei.

(APA)

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