DDR

Bank muss Millionen der „Roten Fini“ zurückzahlen

Das Schweizerische Bundesgericht hat Bär in Bezug auf die Klage der BvS letztinstanzlich zu einer Zahlung im Umfang von rund 150 Millionen Franken (139 Mio. Euro) verurteilt.
Das Schweizerische Bundesgericht hat Bär in Bezug auf die Klage der BvS letztinstanzlich zu einer Zahlung im Umfang von rund 150 Millionen Franken (139 Mio. Euro) verurteilt. APA/AFP/FABRICE COFFRINI
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Die Wiener Kommunistin Fini Steindling versteckte SED-Vermögen. Julius Bär muss es nun rausrücken.

Wien. Ihr ausschweifender Lebensstil und ihre Soirées in Wien brachten ihr international den Sobriquet „Chanel-Kommunistin“ ein. Die Wienerin Rudolfine Steindling soll viele SED-Millionen versteckt haben. Die verschlungene Geldwege der in Österreich als „Rote Fini“ bekannten Unternehmerin und Kommerzialrätin ziehen sich durch ganz Zentraleuropa.

Die Frau eines Holcaust-Überlebenden war eine prominente Aktivistin der heimischen kommunistischen Bewegung. Seit den 70er Jahren war sie eine Schlüsselfigur des geheimen Finanznetzwerks der DDR. Unter ihren Gästen befanden sich Politbüro-Mitglieder, und auch zu Erich Honecker pflegte Steindling einen guten Kontakt.

Die deutsche Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) will das Geld zurück. Die BvS ist eine Regierungsbehörde, die versucht, ostdeutsche Vermögenswerte zurückzugewinnen, die nach dem Fall der Berliner Mauer verloren gegangen sind.

Die Spur führte zu Konten der Bank Cantrade. Ehemalige DDR-Beamte errichteten bei der Schweizer Bank ein Konto und tätigten darüber exorbitante Auszahlungen. 2005 wurde Cantrade von der UBS an Julius Bär verkauft. Nach dem Vermögen wird bis heute gesucht.

Doch das höchste Schweizer Gericht hat nun den jahrzehntealten Rechtsstreit zu einem Ende gebracht. Das Schweizerische Bundesgericht hat Bär in Bezug auf die Klage der BvS letztinstanzlich zu einer Zahlung im Umfang von rund 150 Millionen Franken (139 Mio. Euro) verurteilt. Dieser Betrag sei vollumfänglich durch eine bereits im Dezember 2019 gebuchte Rückstellung gedeckt.

Gestützt auf den Kaufvertrag aus dem Jahr 2005 fordere Bär weiterhin Geld von der UBS zurück. Rudolfine Steindling starb schon 2012 in Tel Aviv. (mad.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.09.2020)

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