Das Gericht für Verbrechen im Kosovo hat Verhaftungen früherer Mitglieder der Untergrundarmee UÇK veranlasst. Doch der Öffentlichkeit zugespielte Ermittlungsakten gefährden die Sicherheit der Zeugen.
Nach langer Vorbereitung beginnen die Justizmühlen in Den Haag zu mahlen. Die ersten Angeklagten sind von dem bereits 2017 eingerichteten Sondergerichtshof für den Kosovo am Wochenende verhaftet, ein halbes Dutzend neuer Richter vergangene Woche vereidigt worden. Doch schon vor der Eröffnung der ersten Kriegsverbrecherprozesse ist das Funktionieren des Gerichts ernsthaft bedroht: Denn der Öffentlichkeit zugespielte Akten gefährden die Sicherheit der Zeugen.
Eigentlich soll das Sondergericht für die juristische Aufarbeitung von Verbrechen der kosovo-albanischen Untergrundarmee UÇK während und nach dem Kosovo-Krieg Ende der 1990er-Jahre sorgen. Die UÇK hat damals einen Aufstand gegen die serbische Herrschaft über die albanische Mehrheit im Kosovo gestartet. Doch zum dritten Mal seit Monatsbeginn wurden der Öffentlichkeit über den UÇK-Veteranenverband vertrauliche Gerichtsakten samt Namen von anonymen Zeugen zugespielt: Das Vertrauen in einen wirksamen Zeugenschutz ist früh nachhaltig untergraben.